Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA e.V

Geschichte

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Die Vorgeschichte des Vereins

Die Geschichte des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. beginnt eigentlich am 6. September 1937 mit der Gründung einer Akkordeon-Spielgemeinschaft gleichen Namens durch Fritz Schönberger, Karlheinz Reich und Heinz Querchfeld im Jenaer Normannenhaus. Vom Gründungsvorstand konnten noch am gleichen Tag Elisabeth Bähring, Frau Grund, Lore Schönberger, Ursula Werther, Hans Willy Ehlers, Carl Glatzel, Hans Heißwolf, Helmut Kraft, und Fritz Krauß in das neue Orchester aufgenommen werden. Zusätzlich hatten noch etwa 50 Personen ihre Absicht bekundet, dem Orchester beizutreten, würden aber das Akkordeonspiel erst erlernen müssen.

Die ersten Aktivitäten des Akkordeonorchesters Carl Zeiss richteten sich dementsprechend vor allem auf die Instrumentalausbildung potentieller künftiger Mitspieler aber auch auf die zügige Erarbeitung eines Repertoires für Auftritte zu Werksfeiern und Kameradschaftsabenden. An Auftrittsmöglichkeiten mangelte es nicht, und der neue Klangkörper erwarb sich schnell einen guten Ruf nicht nur innerhalb des Zeiss-Werkes.

Schaut man sich die Programme von damals an, ist eines sofort erkennbar: Das Musizieren des Orchesters beschränkte sich bei einem Auftritt auf maximal vier Musikstücke. Die übrige Zeit wurde mit Solo- und Duo-Darbietungen, Moderationen und oft sogar mit clownesken Einlagen ausgefüllt. Nicht selten nahm auch eine kleine Nachwuchsgruppe mit dem, was sie gerade erarbeitet hatte, am Programm teil.

Interne Querelen führten 1940 zu einer von höchster Kulturstelle des Zeiss-Werkes akzeptierten Spaltung des Klangkörpers. Ab dem 1. Juli 1940 gab es sowohl eine Akkordeon-Spielgemeinschaft Carl Zeiss als auch ein Akkordeonorchester Carl Zeiss . Letzterem war aber nur ein halbes Jahr Lebensdauer beschieden. 1941 existierte dann nur noch die Akkordeon-Spielgemeinschaft Carl Zeiss , und das sollte auch bis zum März des Jahres 1945 so bleiben.

Der größte musikalische Erfolg des jungen Orchesters war zweifelsohne das Konzert mit dem damals berühmten Akkordeonmeister Hermann Schittenhelm. Am 4. Oktober 1942 um 20.00 Uhr fand vor sage und schreibe 1300 Besuchern im Großen Saal des Jenaer Volkshauses „Ein Abend mit Hermann Schittenhelm” statt. Für die musikalische Umrahmung des furiosen Auftritts des Künstlers sorgte die Spielgemeinschaft mit neuen Märschen, Tänzen und Charakterstücken, die sowohl von Orchester, Quartett und Trio dargeboten wurden. In das Dirigat teilten sich Hans Luther und Karlheinz Reich. Im zweiten Teil hatte auch die gut besetzte Kindergruppe ihren Auftritt.

Wie Dr. Leo Hartmann in seiner Rezension bemerkte, hatte das Akkordeontrio mit seiner Darbietung von Hugo Hermanns „Abendmusik” einen großen Schritt in Richtung neuer Harmonikamusik getan. Das polyphone Stück verzichtete konsequent auf die akkordeontypische Begleitung der linken Hand und erreichte dadurch eine Klarheit und Durchsichtigkeit in den Stimmen, die für ein Akkordeonensemble damals noch sehr ungewöhnlich war.

Kriegs- und Arbeitsdienst erschwerten schon seit 1939 die kontinuierliche Probenarbeit der Spielgemeinschaft erheblich, da ständig Mitglieder fehlten. Auch die künstlerische Leitung musste deshalb mitunter von einem auf den anderen Tag gewechselt werden, um den Proben- und Spielbetrieb aufrecht zu erhalten. Es ist erstaunlich, dass das immer wieder gelang. Beweis hierfür sind die vielen Auftritte in den vierziger Jahren in Lazaretten und zu Kameradschaftsabenden.

Nach dem kriegsbedingten Ausfall von Heinz Querchfeld und Hans Luther lag die Leitung des Orchesters ab 1. April 1944 in den Händen von Elfriede Benedix. Aus ihrer Feder stammt die wunderschöne Chronik der Akkordeon-Spielgemeinschaft Carl Zeiss , die sich heute im Besitz des Vereins befindet. Frau Benedix war später Akkordeonlehrerin in Ravensburg und auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben noch viele Jahre Mitglied des dortigen Akkordeonorchesters.

Mit den zwei Großangriffen auf Jena am 17. und 19. März 1945 endete praktisch die Geschichte der Akkordeon-Spielgemeinschaft Carl Zeiss . Aus selbigem Jahr sind keinerlei Aktivitäten mehr bekannt, zumal der größte Teil des Inventars in der Firma Zeiss gelagert war und mit dem Umsturz verloren ging.

Mitglieder der Akkordeon-Spielgemeinschaft Carl Zeiss von 1937 bis 1945 waren laut Chronik:

Helga Arnold, Erika Aßmann, Elisabeth Bähring, Erika Bellstedt, Elfriede Benedix, Edith Büchner, Helga Dattan, Else Diener, Erika Gräßler, Annemarie Greiner, Frau Grund, Christa Güttich, Dagmar Hey, Anneliese Kaun, Erika Keller, Lieselotte Kreutzburg, Sonja Lange, Charlotte (Lotti) Lehmann, Frau Oswald, Annemarie Röder, Lore Schönberger, Erika Schultz, Anna Sonntag, Helga Werner, Ursula Werther

Lieschen (Elisabeth) Feldmeier

Karl-Heinz Adami, Walter Albrecht, Gerhard Bertram, Walter Bochtan, Hans Willy Ehlers, Gerhard Engelmann, Harry Franke, Walter Gimpel, Carl Glatzel, Heinz Günther, Hans Heißwolf, Heinrich Helbig, Curt Hempel, Hans Hoche, Rudolf Höhne, A. Jünger, Gottfried Junghans, Edgar Kieß, Fritz Kneist, Wilhelm Knoll, Kam. Kohl, K. Korn, Helmut Kraft, Fritz Krauß, R. Krauße, Hans Luther, Wolfgang Mayer, Paul Merkel, Heinz Moll, Heinz Neupert, Manfred Peters, Erich Pohl, Egon Puschner, Heinz Querchfeld, Horst Reich, Karlheinz Reich, Kurt Schache, Kam. Scherneck, Georg Schiller, Gerhard Schmidtke, Fritz Schönberger, Kam. Schubert, Walter Stark, Harri Süß, Kam. Unger, Otto Vieweger, Kam. Walter, Eugen Wankmüller und Helmut Weiser.

In der Kindergruppe musizierten zuletzt:

Gisela Böhme, Erna Fülle, Inge Grün, Lore Lenke, Elfriede Lori, Erna Lori, Erika Mai, Renate Möller, Sigrid Münster, Käthe Panzer, Regina Roscher, Heidi Rotte, Erna Vorsatz

Harald Bratfisch, Egon Ehrhardt, Gerhardt Hoppe, Fritz Krauß, Friedrich Kreutzburg, Siegfried Niethardt und Dieter Trübner.

Die Vorgeschichte des Vereins ist aber damit noch längst nicht zu Ende.

Karlheinz Reich, ein Mitglied des Gründungsvorstands der ehemaligen Akkordeon-Spielgemeinschaft Carl Zeiss , baute 1946 die Harmonikagruppe neu auf. Sie nannte sich jetzt Akkordeonorchester der Freien Deutschen Jugend und wurde auch von dieser Organisation getragen. Die Arbeit des Orchesters glich in vielem der der früheren Spielgemeinschaft. Dies betraf sowohl das Repertoire als auch die Proben- und Aufführungspraxis. Auftritte gab es zu gesellschaftlichen Höhepunkten in der Stadt Jena und in der ländlichen Umgebung. Die schon erwähnte Elfriede Benedix arbeitete in diesem Orchester noch bis zum Beginn ihres Musikstudiums in Trossingen 1947 aktiv mit.

Im gleichen Jahr gründete Hans Kortum, ein bekannter Jenaer Akkordeonlehrer und Komponist sein Großes Akkordeonorchester , welches über mehr als zehn Jahre nicht aus dem kulturellen Leben der Stadt wegzudenken war. Noch 1946 waren seine Schüler gemeinsam mit dem Akkordeonorchester der FDJ im Konzert aufgetreten, aber schon im Folgejahr hatte er durch die Übernahme der Instrumentalausbildung der Mitglieder von Karlheinz Reichs Spielgemeinschaft erreicht, dass diese seinem Orchester bei dessen Gründung beitraten. Ab 1947 existierte deshalb in Jena nur noch das Große Akkordeonorchester Hans Kortum .

Hans Kortum behielt in seinen Konzerten die alte Aufführungspraxis Einzel- und Gruppen-darbietungen dem Orchesterspiel gegenüber zu stellen bei, führte aber eine wesentliche Neuerung ein. Er verzichtete in seinen Programmen konsequent auf Werke im damals gewohnten Akkordeonstil, wie Märsche, Polkas oder andere Volkstänze. Er sah seine Orchesterarbeit vor allem als eine Möglichkeit an, das Publikum mit künstlerisch und technisch anspruchsvollen Beiträgen zu erfreuen und auch in dieser Richtung zu erziehen.

Vom Fachpublikum musste er dafür oft genug herbe Kritik einstecken, denn sein Kunsteifer ging letztendlich so weit, nur noch eigene Kompositionen aufzuführen, die seiner Meinung nach diesem Anspruch genügten. Sie entsprachen aber so gar nicht dem Geschmack der damaligen Rezensenten. Leider ist es heute nicht mehr möglich, Sinn oder Unsinn seiner Bestrebungen nachzuweisen, denn das Notenmaterial seines Orchesters wurde in alle Winde verstreut. Trotz intensiver Suche konnte bis dato nicht ein einziges seiner Orchesterwerke in Partitur oder Stimmen vollständig aufgefunden werden. Bis auf wenige Einzelstimmen ist wohl das gesamte Orchesterwerk Hans Kortums verschollen. Der Popularität seines Orchesters tat das alles aber keinen Abbruch. Seine Konzerte füllten den Großen Saal des Jenaer Volkshauses und seine Schüler gingen für ihn durch dick und dünn.

1957 feierte das Große Akkordeonorchester Hans Kortum mit einem Konzert im Jenaer Volkshaus erfolgreich sein 10-jähriges Bestehen. Der Große Saal war gut gefüllt und das Publikum honorierte die Leistungen des Orchesters mit viel Beifall. Eine Rezension dieses Konzertes hat die Zeiten überdauert, aber auch sie ist sehr zwiespältig, wenn es um die Leistung von Orchester und künstlerischem Leiter geht.

Ein 15-jähriges Jubiläum des Großen Akkordeonorchesters Hans Kortum sollte es aber schon nicht mehr geben. Anfang der 60er Jahre musste Hans Kortum den Dirigentenstab krankheitsbedingt zur Seite legen und in Ermangelung eines Nachfolgers löste sich sein Orchester binnen kürzester Zeit auf.

Rund zehn Jahre vorher, nämlich 1952, fasste Gerhard Pröschild, Akkordeonlehrer an der jungen Volksmusikschule Jena, seine Schüler zu einer Harmonikagruppe zusammen und begann mit ihnen im Ensemble zu spielen. Die gemeinsamen Proben zeigten bald erste Erfolge, und am 7. Dezember 1952 erlebte das neugegründete Orchester anlässlich eines Schülerkonzertes der Volksmusikschule seinen ersten öffentlichen Auftritt.

Schon nach zwei Jahren intensiver Arbeit wuchs die kleine Gemeinschaft aus dem für Musikschulen üblichen Rahmen hinaus. Denn nach den 1954 stattgefundenen erfolgreichen Konzerten in Jena und Camburg war klar, dass seitens der Volksmusikschule als staatlichem Institut in der Zukunft keinesfalls die Mittel für eine angestrebte Erweiterung der Konzerttätigkeit in Stadt und Land vorhanden sein würden. Eine allseits befriedigende Lösung wurde gesucht und auch gefunden. Mit den Kollegen Reich und Schreyer vom VEB Carl Zeiss Jena fanden informative Gespräche statt, die die Übernahme des Orchesters in die Reihe der Betriebskulturgruppen zum Inhalt hatten.

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Die 50er Jahre - Anfang

Am 28. Januar 1955 reihte das damalige Unternehmen VEB Carl Zeiss Jena die schon seit 1952 bestehende Akkordeonspielgruppe Gerhard Pröschilds in seine Betriebskulturgruppen ein. Dieses Datum gilt als Gründungstag des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA, und die folgenden 35 Jahre wurde es vom gleichnamigen Trägerbetrieb gefördert und finanziert. Das betraf erst einmal die Bereitstellung geeigneter Probenräumlichkeiten, die in der von der Firma Zeiss zur damaligen Zeit verwalteten ehemaligen Gaststätte Max und Moritz in der Zwätzengasse gefunden wurden. Desgleichen galt es, Mittel für den Aufbau eines orchestereigenen Instrumentariums und die Anschaffung von neuem geeignetem Notenmaterial bereitzustellen.

Schon bei seiner Gründung zeigte sich dabei der organisatorische Unterschied des neuen Klangkörpers zu seinen beiden Vorgängern, von denen ja einer noch über fünf Jahre parallel existierte. Seine Basis war nicht die in der Vergangenheit bewährte Vereinsstruktur, denn diese galt im neuen System als anachronistisch. Demzufolge waren nicht mehr Mitgliedsbeiträge und Einspielerlöse die Grundlage der Finanzierung, sondern die direkte finanzielle Förderung (Subvention) durch den Trägerbetrieb VEB Carl Zeiss Jena. Diese umfasste beileibe nicht eine feste und kalkulierbare Summe pro Jahr oder Spielzeit. Von eigenverantwortlicher Verwaltung der finanziellen Mittel konnte also keine Rede sein. Aber was vom Leiter gut begründet angefordert wurde und in den geplanten Rahmen des Kulturfonds passte, ist der Kulturgruppe meist auch bewilligt worden.

Die Orchesterstärke pegelte sich zwischen 12 und 15 Mitgliedern ein. Heute würde man eher von einem Ensemble als von einem Orchester sprechen, aber in dieser Stärke fanden allein im Jahr 1956 schon 12 Auftritte statt. Die Literatur des Orchesters bestand noch ausschließlich aus Volks- und Volkstanzmusik. „Thüringer Schnurren” lösten die „Börde-Tänze” ab, der „Ziegenrücker Polkaschritt” folgte auf die „Mecklenburgischen Dorfmusikanten“; schon die Titel wirken heute wie aus einer anderen Welt. Es herrschte im Ensemble eben immer noch das Verständnis vor, das Akkordeon sei lediglich ein reines Volksinstrument, obwohl Hans Kortum zur gleichen Zeit in Jena das Akkordeonorchesterspiel schon als mit anderen Orchesterinstrumenten gleichwertige künstlerische Darbietung lehrte und in seinen großen Konzerten auch zu zeigen versuchte.

Erstaunlich ist, dass das Orchester schon im Jahr 1957, nach erfolgreicher Teilnahme am Kreisausscheid in Jena, zum Bezirksausscheid für Kulturgruppen nach Gera delegiert wurde. Über die erreichte Leistung dort ist leider nichts mehr bekannt. In einer Festansprache zum 10-jährigen Bestehen der Musikgruppe 1962 ließ man knapp verlauten: „Mit Erfolg teilgenommen”.

1958 verließ der Gründer der Musikgruppe Gerhard Pröschild den Klangkörper, und kurz entschlossen übernahm Hermann Reinsch ab September die künstlerische und organisatorische Leitung. Ihm gelang es in verhältnismäßig kurzer Zeit, das Orchester zu einem festen Bestandteil des Jenaer Kulturlebens zu machen. Dies gelang ihm vor allem durch die kontinuierliche Auffrischung des Repertoires mit anspruchsvollerer Literatur. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf konstante 15 Spieler, und ebenso viele Auftritte wurden im Jahr 1958 absolviert, zum Zeiss-Fest wurde sogar zweimal gespielt. Im Folgejahr zählte man allein 11 Klinikseinsätze, von denen zwei außerhalb stattfanden, in Bad Klosterlausnitz und in Masserberg.

Seit dem Ausscheiden des Gründers Gerhard Pröschild trat ein bis dahin nicht für so wichtig gehaltenes Problem in den Vordergrund: das Erhalten von Nachwuchsspielern, um die durch natürliche Fluktuation (Lehre, Studium, NVA-Zeit) entstehenden Lücken in der Orchesterbesetzung auszugleichen. Und hier müssen wir auf ein Grundproblem der damaligen und leider auch noch der heutigen Laienensembles zu sprechen kommen.

Wohl den Orchestern, die von einer Musikschule getragen werden oder die durch Lehrverträge mit professionellen Ausbildern (Musiklehrern) verbunden sind. Sie haben das große Los gezogen und können sich über mangelnden Nachwuchs meist nicht beklagen. Auf dieser Struktur basieren weit über 70 % der in den alten Bundesländern existierenden Musikvereine.

Aber wehe denen, die selbst nicht ausbilden können, weil sie auf einer anderen Vereinsstruktur basieren und keine verkappten privaten Musikschulen sind. Diese werden immer nur mehr oder weniger zufällig an neue Mitglieder herankommen. Ihre einzige Möglichkeit diesbezüglich sind spektakuläre öffentliche Auftritte, die nicht nur Insider-Publikum anziehen und seit geraumer Zeit auch die Präsenz auf einer guten Internetseite, die mit anderen oft besuchten Infoseiten geschickt verlinkt ist. An letzteres war damals natürlich noch nicht zu denken. Mitglieder konnten nur durch ein anspruchsvolles und gefälliges Repertoire und viel öffentliche Präsenz durch Auftritte gehalten und geworben werden.

Und das versuchte Hermann Reinsch mit großer Energie in die Tat umzusetzen. Desgleichen verwendete er viel Mühe darauf, selbst neue Spieler heranzubilden und auf das Orchesterspiel vorzubereiten. Trotzdem konnte er einen Rückgang der Orchesterstärke auf 11 Spieler zum Jahresende 1959 nicht verhindern. Die Talsohle war aber damit immer noch nicht erreicht.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA waren in den 50er Jahren:

Ute Bein, Renate Frische, Annelies Gärtner, Karin Hansen, Christa Herrmann, Ingrid Kister, Helga Kroitsch, Ingeborg Miosga, Annemarie Müller, Renate Oehrling, Ingeborg Pröschild, Maria Schulte-Pelkum

Helmut Demel, Günter Diez, Herbert Dzugga, Herbert Eschler, Roland Flegel, Joachim Höfer, Gerhard König, Günther Machmerth, Gerhard Pröschild, Gerd Quellmelz, Hermann Reinsch, Peter Vogler, Manfred Weber, Peter Werner



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Die 60er Jahre – Aufbruch

Die 60er Jahre mit der gesellschaftlichen Zwangsabschottung für immerhin 28 Jahre läuteten eine erste und erbitterte Phase des globalen Kalten Krieges ein. Am 13. August 1961 begann der Bau der Mauer, die damals natürlich nicht so genannt werden durfte. Offizieller Begriff war Antifaschistischer Schutzwall, was Sinn und Zweck derselben auf unmenschliche Weise ins Gegenteil verkehrte. Die Mauer ist nie ein Schutz gegen außen gewesen, sie war die letzte und einzige Möglichkeit der Parteiführung, ein restloses Ausbluten Ostdeutschlands zu verhindern.

Zeitgleich mit der in ihrer Dimension einmaligen Republikflucht aus der damaligen DDR sank die Orchesterstärke des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA 1960 auf den historischen Tiefpunkt von 8 Mitspielern. Die einsamen 5 Auftritte des Jahres wurden im Quintettmodus durchgeführt. Dank des unerschütterlichen Durchhaltewillens des Leiters Hermann Reinsch und seiner treuen Musiker konnte aber die Durststrecke bald überwunden werden. Schon im Folgejahr stieg die Mitgliederzahl wieder auf 13, und im November des gleichen Jahres konnte das Orchester der Einladung der Naumburger Harmonisten folgeleisten und das erste Mal mit ihnen zusammen in einem Konzert auf der Bühne stehen. Diese Naumburger Konzerte, in Zukunft fast jährlich durchgeführt und stets mit einem zünftigen geselligen Beisammensein beschlossen, sollten in der Zukunft zu einer schönen Tradition werden und endeten erst mit dem Hinscheiden des allseits beliebten Chefs der Naumburger Walter Becker 1978.

Am 15.12.1962 wurde mit einer Jubiläumsfeier dem 10-jährigen Bestehen des Orchesters gedacht, man rechnete noch ab 1952, dem Gründungsjahr der Spielgemeinschaft durch Gerhard Pröschild. Die Spielerin Ingrid Kister hielt eine kleine Ansprache, in der sie das Wachsen und Werden ihres Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA in eindrucksvollen Worten beschrieb. Man hatte allen Grund zum Feiern, war doch die Talsohle in der Entwicklung des jungen Orchesters endlich durchschritten. 24 erfolgreiche Auftritte allein im Jahr 1962 legten dafür ein beredtes Zeugnis ab.

In die 60er Jahre fiel auch eine bedeutsame Weiterentwicklung im Orchesterspiel, die auf den Klang der Akkordeonorchester einen nicht zu unterschätzenden positiven Einfluss hatte. Es handelte sich um den Wechsel vom sogenannten 4-stimmigen zum 5-stimmigen Orchestersatz und die daraus resultierende allgemeine Umstellung und Erweiterung des Orchesterrepertoires. Bisher war es üblich gewesen, zumindest in der dritten Stimme Melodie und Bassbegleitung also rechts und links auf dem Akkordeon zu spielen. Die Einführung einer dritten von Bass und harmonischer Begleitung unabhängigen Melodiestimme (in Anlehnung an die Bratschenstimme des Streichorchesters) veränderte den Orchesterklang vor allem deshalb so nachhaltig, weil sie mit dem konsequenten Wegfall der Benutzung der linken Seite des Akkordeons beim Orchesterspiel einherging. Dem bis dahin durch die festliegenden Harmonien typischen Volksmusiksound wurde ein neuer flexiblerer Klang entgegengestellt.

Möglich geworden war dies vor allem durch die Entwicklung eines reinen Akkordeonbass-instrumentes speziell für die Orchesterpraxis durch den modernen Instrumentenbau. Komponisten und Arrangeure konnten jetzt die genaue Tonhöhe der Bassstimme festlegen und waren nicht mehr nur auf das angewiesen, was die linke Knopfleiste der normalen Akkordeons bereithielt. Um diesen Umstand einigermaßen zu kaschieren, setzten bis dato viele Orchester Streichbässe ein. Das fiel nun weg, und es war nur noch eine Frage der Zeit, dass auch die Harmoniebegleitung einer neuen Stimme und damit auf die rechte Seite des Akkordeons übertragen wurde. Die heute übliche 4. Stimme und damit der fünfstimmige Akkordeonorchestersatz waren geboren.

Natürlich gab es in der Folgezeit Bestrebungen, diesen kontinuierlich über Jahrzehnte gewachsenen Satz noch zu erweitern. Aber außer der Bereicherung des Klangbildes durch verwandte Zusatzinstrumente wie das Elektronium, die Elektronenorgel oder seit den 80er Jahren den Synthesizer hat es keine größeren Veränderungen mehr gegeben. Entsprechende Versuche, eine fünfte unabhängige Akkordeonstimme einzuführen, haben sich nach wie vor nicht durchsetzen können.

Bei der Erweiterung des Repertoires gingen die Bestrebungen des Orchesters einerseits in Richtung moderner originaler Akkordeonorchesterkompositionen, andererseits jedoch wurde nicht versäumt, auch gute Bearbeitungen gehobener Unterhaltungsmusik für neue Auftrittsprogramme zu erwerben. Hermann Reinsch hatte durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen so manches begehrte Werk aus Westverlagen beschaffen können. So erschienen bald die ersten Kompositionen Rudolf Würthners auf den Probenplänen, und die interessante Reihe „Hans Boll musiziert“ mit Originalwerken für Akkordeonorchester aus der DDR wurde angeschafft. Desgleichen begannen die Proben an Josef Rixners bekannter „Bagatelle-Ouverture“ in der Bearbeitung Rudolf Würthners und Helmuth Herolds Medley bekannter amerikanischer Volksweisen „Old Folks At Home“ avancierte zum Lieblingsstück des Orchesters.

Der Nachschub mit interessanter Literatur klappte natürlich nicht reibungslos. Hermann Reinsch, wie so viele andere Orchesterleiter auch, versuchte diesem Missstand durch das Einbringen eigener Arrangements abzuhelfen. Seine damals entstandene Bearbeitung des „Tango Poesie“ von Josef Rixner gehört bis heute zum festen Repertoire des Orchesters.

Das Jahr 1964 brachte einen mächtigen Quantitäts- und damit auch Qualitätssprung für die Spielgemeinschaft. Die Orchesterstärke wuchs auf durchschnittlich 20 Spieler an und ermöglichte endlich die Durchsetzung des modernen 5-stimmigen Satzes in der Praxis. Allein 7 Spieler waren von der Volksmusikschule delegiert worden, ein Vorgang, der sich in diesem Umfang nie mehr wiederholen sollte.

Der Höhepunkt des Jahres 1964 war zweifellos die Teilnahme des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA am Deutschlandtreffen der Jugend in Berlin-Biesdorf. Um die dafür notwendigen Proben intensiv durchführen zu können, fand in Vorbereitung dieses Auftritts erstmals in der Geschichte des Orchesters eine Wochenendschulung statt. Das Betriebsferienlager Remschütz sollte für den Verein in der Zukunft noch öfter Herberge für Veranstaltungen dieser Art sein.

Ebenfalls 1964 wurde der Seitenflügel des Jenaer Volkshauses als Kulturhaus eingeweiht, und von da an besaß das Orchester endlich sowohl einen ordentlichen Probenraum, als auch die Möglichkeit zur Aufbewahrung seines Notenmaterials und des immer umfangreicher werdenden Instrumentariums.

Die Teilnahme am Kreisleistungsvergleich erforderte schon im Januar des Folgejahres die zweite Wochenendschulung in Remschütz. Die Spielstärke zur Veranstaltung betrug 21 und lag damit recht hoch. Aus dem Veranstaltungskalender des Jahres 1965 stechen ein paar kuriose Örtlichkeiten heraus, sie sollen deshalb hier genannt werden: das Café Deutsches Haus, die Wilhelmshöhe, die Wartehalle am Holzmarkt, die Ratszeiße und der Musikpavillon Paradies.

Über die restlichen vier Jahre dieser Dekade ist zusammenfassend noch zu berichten, dass sich in diesem Zeitraum die Zahl der Konzerte mit den Naumburger Harmonisten auf insgesamt 6 erhöhte und 1969 schon die 7. Wochenendschulung in Remschütz durchgeführt wurde, übrigens mit 8! Nachwuchsspielern aus der Volkskunstschule Jena als Gäste. Schon seit der 5. Wochenend-schulung nahm regelmäßig ein Quintett des Akkordeonlehrers Dieter Musche an diesen Veranstaltungen teil. Hermann Reinsch begriff die intensiven Proben auch als Möglichkeit neue Mitglieder zu werben. Und woher sollten die wohl kommen, wenn nicht von der Volkskunstschule Jena. Desgleichen war eine Tanzkapelle für den obligatorischen Dorfabend mit angereist, und zum ersten Mal in der Geschichte des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA wurde im Dorfkonzert ein orchesterfremdes Instrument eingesetzt, das Xylophon, gespielt von Conrad Haase, der in der Folgezeit die Spielgemeinschaft oft am Schlagzeug unterstützt hat. Und 1966 war das Jahr mit den meisten Klinikseinsätzen, im Ganzen 17.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA waren in den 60er Jahren:

Heide Bogdanski*, Marlies Braune, Gudrun Eiselt, Martina Fischer, Marianne Fries, Ilona Germer, Karin Hansen, Karin Henkel, Brunhilde Hüttich, Martina Hüttich, Annelies Jakisch geb. Gärtner, Renate Kaulfuß*, Ingrid Kister, Inge Kneusel, Johanna Kölbel, Gisela König, Ursula Krenze, Ingeborg Miosga, Manuela Neumeister, Renate Peukert, Doris Schmidt, Heidemarie Schmidt, Uta Schreiter, Bärbel Seiler, Marga Sieb, Karin Sorge, Karin Stern, Rosemarie Tröster geb. Junge, Sabine Walter, Hella Weise

Konrad Bauer, Jörg Bräutigam, Volker Diez, Roland Flegel, Gisbert Göbel*, Reinhard Grün, Conrad Haase*, Peter Hahn, Dieter Kell, Ullrich Luge, Günther Machmerth, Klaus Neumann, Bernd Pauli, Hans-Jörg Raguschke*, Konrad Reinhardt, Hermann Reinsch, Rainer Richter, Uwe Schleich, Harald Schreiber, Gottfried Spielvogel, Konrad Veit*, Manfred Weber


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Die 70er Jahre – Experimente

Die 70er Jahre ließen mit dem allgemeinen gesellschaftlichen Aufbruch in der DDR, zumindest bis zur Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976, endlich an lange erhoffte Freiheiten in Kunst und Kultur denken. Die Verteufelung der Beat- und Rockmusik gehörte der Vergangenheit an, es begann sich sehr schnell sogar eine eigene Szene zu entwickeln. Aleatorik und serielle Kompositionstechniken in der sogenannten E-Musik galten nicht länger als reaktionäre Auswüchse kapitalistischer Unkultur, und die Möglichkeit von freier Rhythmik und Harmonik im Jazz wurde nicht mehr als organisierter Lärm abgetan.

1970 fanden wieder einige auswärtige Auftritte statt, so in Gera, Kunitz, Maua und Göschwitz, nicht zu vergessen das 7. Konzert mit den Naumburger Harmonisten in Naumburg. Ein weiterer wichtiger Auftritt fand anlässlich des nun in Betriebsfestspiele des VEB Carl Zeiss umbenannten Zeiss-Festes statt. Das war insofern wichtig, weil ab jetzt nicht mehr nur Zeiss-Angehörige Zutritt hatten, sondern alle Jenaer zum Besuch aufgefordert wurden und auch kamen. Dies war natürlich eine äußerst günstige Werbeveranstaltung für das Orchester und hatte als solche eine relativ hohe Publikumsresonanz.

Im Folgejahr wurde das Orchester unter anderem zur Teilnahme an der Einweihungsfeier des FDGB-Ferienheims „Aktivist” in Bucha an der Hohenwarte-Talsperre verpflichtet. Daneben fand auch ein Auftritt zu den 2. Betriebsfestspielen des VEB Carl Zeiss statt, zu dessen Absicherung die nunmehr 8. Wochenendschulung durchgeführt wurde, allerdings nicht im vertrauten Remschütz, sondern in Schwarzburg.

Im genannten Zeitraum gab es wieder einmal größere Mitgliederbewegungen. Nachdem die Orchesterstärke zwischenzeitlich auf 12 Spieler abgesunken war, pendelte sich die Zahl 1972 aber wieder bei 16 Spielern ein. Und zum ersten Tag der offenen Tür des Orchesters im gleichen Jahr kamen immerhin knapp 30 Zuhörer, das Interesse nahm langsam aber stetig zu.

Zur öffentlichen Einstufung der Kulturgruppen im Januar 1973 erreichte das Orchester das beachtenswerte Prädikat Oberstufe - sehr gut, eine 9. Wochenendschulung fand in Eckartsberga statt, und im März des gleichen Jahres stand Conrad Haase, der spätere künstlerische Leiter, in einer Probe das erste Mal am Pult des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA. Auch konnte endlich eine Elektronenorgel mit Verstärker für das Orchester angeschafft werden, wodurch sich das Klangspektrum bedeutend erweiterte.

Im Folgejahr fand anlässlich einer Festveranstaltung der erste Auftritt im Jenaer Theater statt. Höhepunkte waren außerdem das 8. Konzert bei den Naumburger Harmonisten, ein Konzert im Geraer Tierpark, der mittlerweile schon 3. Tag der offenen Tür und die Teilnahme an den 5. Betriebsfestspielen des VEB Carl Zeiss. Die 10. Wochenendschulung konnte wieder in Remschütz durchgeführt werden.

Das Jahr 1975 stand ganz im Zeichen des 20. Jubiläums des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA. Zum Festkonzert im Großen Saal des Jenaer Volkshauses waren zusätzlich 2 Schlagzeuger mit von der Partie. Und, wie der Leiter Hermann Reinsch immer sagte, das Schlagzeug war wieder einmal „das Salz an der Suppe”. Stücke wie die „Bagatelle-Ouverture“ von Josef Rixner oder „Auf einem Persischen Markt“ von Albert W. Ketélby erhielten dadurch einen neuen Reiz und gefielen dem zahlreichen Publikum außerordentlich.

Die zweite Hälfte der Siebziger Jahre war künstlerisch vor allem durch musikalische Experimente geprägt, die das farbliche Spektrum des fälschlicherweise oft als eintönig beschriebenen Akkordeonklangs erweitern sollten. Angeregt durch das Haus der Kultur in Leipzig (für Akkordeonorchester der DDR eine ähnliche Institution wie der Deutsche Harmonikaverband im anderen Teil Deutschlands) sollten alle Akkordeonorchester durch Hinzuziehung weiterer Instrumente kontinuierlich zu sogenannten Gemischten Instrumentalbesetzungen umgeformt werden, eine Entwicklung, die vor allem durch den bekannten Akkordeonkomponisten Helmuth Reinbothe propagiert und aktiv gefördert wurde.

Die modernen Instrumente dieser Zeit, mindestens vierchörig und mit Tonkammer- oder Cassotto-Technik ausgerüstet, erlaubten jedoch schon damals verblüffende Klangfarben und ließen instrumentatorisch kaum Wünsche offen. Deshalb war unser Orchester zwar eines der ersten, das begann, mit fremden Instrumenten zu experimentieren, es blieb aber auf Grund der klugen Politik seines damaligen Leiters immer ein reines Akkordeonorchester.

In der Folgezeit kam es zur Zusammenarbeit mit den verschiedensten Instrumenten und Instrumentengruppen, von Trompete und Waldhorn über Zither und Xylophon bis hin zu einer Bigband und einem ganzen Mandolinenorchester. Klanglich am interessantesten stellte sich aber die erfolgreiche Zusammenführung von Akkordeonorchester und Streichquartett heraus. In dieser ungewöhnlichen Besetzung wurden einige Konzerte und vor allem ein Orchesterwettbewerb in Klingenthal bestritten.

Für die dafür notwendigen Einrichtungen und Bearbeitungen zeichnete Conrad Haase verantwortlich, der schon seit seiner Schulzeit dem Orchester vor allem als Schlagzeuger zur Seite stand. Während seines Studiums an der Musikhochschule „Franz Liszt” in Weimar hatte er begonnen, Arrangements für das Akkordeonorchester zu schreiben. Anfangs waren es Ergänzungen von Schlagzeugstimmen, so zum Beispiel für Josef Rixner’s „Bagatelle“ und Albert W. Ketelby’s „Auf einem Persischen Markt“ und es führte allmählich zur Entstehung von vollständigen Orchesterarrangements.

Sein erstes vom Orchester aufgeführtes Komplettarrangement war das Xylophon-Solo „Palisander“ von Addy Kurth. Aber sein beliebtestes Arrangement aus der damaligen Zeit ist unbestreitbar der Marsch „Hoch Heidecksburg“ von Rudolph Herzer, der immer noch viel gespielt wird und wie das Xylophon-Solo „Palisander“ mittlerweile auch gedruckt vorliegt.

Zu den kuriosesten Bearbeitungen aus seiner Feder zählt sicher das eben für den Zentralen Leistungsvergleich Gemischter Instrumentalbesetzungen in Klingenthal 1977 entstandene Arrangement von Hans Bolls „Thema und Variationen über eine finnische Volksweise“ für Akkordeonorchester, Streichquartett, E-orgel und Schlagzeug, welches durch die Verwendung von Windmaschine, Donnerblech und eines Tonbandes mit Meeresrauschen ein besonderes und ungewöhnliches Kolorit erhielt.

Schon 1976 musste das Orchester sich dem Auswahlverfahren für den Wettbewerb, an dem es ein Jahr später teilnehmen sollte, stellen. Mit einer Wochenendschulung, diesmal in der DJH Zeulenroda, wurde die öffentliche Einstufung 1976 vorbereitet, die über die Teilnahme am Wettbewerb mitentscheiden sollte. Es wurde mit 20 Spielern und zusätzlich 3 Schlagzeugern aufgetreten und das Prädikat „Sehr gut” erreicht. Beim Bezirksleistungsvergleich in Gera einige Zeit später trat das Orchester mit einer ähnlich guten Leistung auf und erhielt damit die Delegierung zum zentralen Wettbewerb im folgenden Jahr.

Für die Absicherung der ersten Teilnahme an einem zentralen Leistungsvergleich konnte keine Wochenendschulung in der bewährten Form durchgeführt werden. Es wurden deshalb 3 Sonderproben und eine Ganztagsprobe am Ort absolviert. Eine öffentliche Generalprobe im Kleinen Volkshaussaal schloss den Intensivprobenprozess ab.

Die Teilnahme am Zentralen Leistungsvergleich Gemischter Instrumentalbesetzungen in Klingenthal sah ein Vortragsprogramm von 20 Minuten und ein zusätzliches Programm für ein Unterhaltungskonzert vor. Klugerweise hatten die Wettbewerbsveranstalter dafür gesorgt, dass auch die Bevölkerung des Umlandes etwas davon hatte, auch wenn sie nicht den öffentlichen Wettbewerb verfolgte. Der Beitrag des Orchesters fand in der Kurhalle Bad Elster statt und wurde ein grandioser Publikumserfolg.

Auch beim Wettbewerb selbst hatte das Orchester mit seinen unkonventionellen Stücken beim Publikum großen Erfolg, aber sie passten überhaupt nicht in das übrige angebotene Spektrum hinein. So riet man bei der Auswertung des Beitrags allen Ernstes von einer weiteren Zusammenarbeit mit Streichquartett ab. Stattdessen sollten, wie bei den meisten anderen Gruppen auch, einzelne Bläser mit einbezogen werden. Außerdem missfiel den Juroren besonders die Stückauswahl, die so überhaupt keine Rücksicht auf den Geschmack der damaligen Akkordeonexperten nahm.

Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, hatten die Juroren natürlich in mancher Beziehung durchaus Recht. Das Orchester war spieltechnisch den meisten anderen Teilnehmern weit unterlegen. Die Einbeziehung eines Streichquartetts war ein geschicktes Manöver gewesen, dieses Manko einigermaßen zu kaschieren. Die Juroren hatten das durchschaut und fielen auf den Trick nicht herein. Aber was ihren Geschmack anbetraf, hielten sie an irgendwelchen künstlerischen Idealen fest, die schon damals kein aufgeschlossener Orchesterleiter mehr verstehen konnte, geschweige denn das normale Publikum. Dass es für Akkordeonensembles erstrebenswerter sein könnte, gute Unterhaltungsmusik zu machen, anstatt die „Ergüsse” hehrer Kunst zu pflegen, ging einfach nicht in ihren Kopf hinein.

Mit den bewährten beiden Programmen des Wettbewerbs gastierte das Orchester noch im gleichen Jahr und in gleicher Besetzung beim 9. Konzert mit den Naumburger Harmonisten in Naumburg und wirkte in einer Festveranstaltung im Großen Volkshaussaal in Jena mit.

Seit dem Jahr 1978 gab es für das Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA keine Klinikseinsätze mehr. Diese waren in der Vergangenheit meist mit Quintettbesetzung bestritten worden und ergaben für die Mitspieler einen kleinen Erlös. Man muss wohl eher von einer Aufwandsentschädigung sprechen, aber selbst dieser kleine Betrag war von den Kliniken nicht mehr aufzubringen. So verschwand eine über 20 Jahre währende Tradition aus den Auftrittskalendern.

Abschließend sei aus den 70er Jahren noch ein großes Estradenprogramm hervorgehoben, welches zum 30. Jahrestag der DDR im Großen Volkshaussaal insgesamt dreimal über die Bühne ging, und bei dem auch das Akkordeonorchester mit einigen musikalischen Beiträgen beteiligt war. Außerdem fand zum gleichen Anlass an gleicher Stelle noch ein Nachmittagsprogramm gemeinsam mit der Lautengilde und dem Tanzorchester Kristall statt. Nichts, aber auch gar nichts, deutete zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass das folgende Jahrzehnt zum unwiderruflich letzten des herrschenden Systems werden würde.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA waren in den 70er Jahren:

Karin Bartel geb. Stern, Angela Beer, Marlies Braune, Anneliese Enke, Bettina Escher, Angelika Genger, Erika Gerlach, Heide Haase geb. Bogdanski*, Carmen Heinz, Elvira Hüther, Annelies Jakisch geb. Gärtner, Angelika Jäger, Iris Jänich, Susanne Kaufmann, Ines Kästner, Gisela König, Michaela Klotz, Dorette Kotzsch, Liane Lieder*, Ingrid Luthardt, Marianne Majewski, Ingrid Märtin, Helgard Melzer, Heike Michael, Andrea Münster, Roswitha Peters geb. Gossel, Ilona Pissarek, Marianne Schneider, Karin Sorge, Elke Staps, Rosemarie Tröster, Antje Tschirschwitz, Renate Veit geb. Kaulfuß*, Manuela Vetter geb. Neumeister, Hella Weise, Ursula Welker geb. Krenze, Andrea Woschni

Jörg Bräutigam, Frank Fischer*, Roland Flegel, Reinhard Grün, Gisbert Göbel*, Conrad Haase*, Peter Hahn, Andreas Haupt*, Dieter Kell, Franz Kotscha, Michael Kunze, Peter Lobenstein, Helmut Prüger, Hans-Jörg Raguschke*, Konrad Reinhard, Hermann Reinsch, Bernd Runge, Harald Schreiber, Konrad Veit*


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Die 80er Jahre – Kürzungen

Die 80er Jahre können getrost als ein mehr stiller und unspektakulärer Abschnitt in der Geschichte des Akkordeonorchesters des VEB Carl Zeiss JENA bezeichnet werden. Und das steht natürlich in Beziehung zu der in dieser Zeit herrschenden gesellschaftlichen Lethargie, die im genannten Jahrzehnt nicht unbeträchtlich am Zerfall des sozialistischen Systems beteiligt war.

Die ökonomische Politik der letzten Reserven, das Unterbleiben jeglicher Investitionen, auch der wichtigen oder zumindest nötigen, zeigte langsam seine Auswirkungen. Auch Kombinate wie Carl Zeiss Jena mussten die Mittel für die kulturelle Breitenarbeit empfindlich kürzen. Das Orchester bekam das immer mehr zu spüren, denn die finanziellen Mittel durch den Trägerbetrieb flossen spärlicher. An größere Projekte zu denken, verbot sich dadurch von selbst, aber auch das wichtige Erwerben von neuem Notenmaterial und vor allem die notwendigen Überholungen des Instrumentariums wurden nicht mehr in dem Umfang genehmigt wie gewohnt.

War es in den beiden vorigen Jahrzehnten möglich, in gewissen Abständen Wochenendschulungen für sonst nicht realisierbare intensive Probenarbeit in betriebseigenen Ferieneinrichtungen durchzuführen, wurden jetzt diesbezügliche Anträge stets abgelehnt. Da das Zeiss-Kombinat einen großen Teil seiner auswärtigen Unterkünfte abgestoßen hatte, benötigte man die übrig gebliebenen für wichtigere Sachen als ein Probenwochenende einer Kulturgruppe. Privat zu diesem Zweck etwas anzumieten und eventuell durch Konzerteinkünfte zu amortisieren, war unter den gesellschaftlichen Bedingungen einfach nicht möglich. Und ehrlich gesagt verschwendete damals niemand im Orchester auch nur einen einzigen Gedanken an so eine Möglichkeit. Das neue Jahrzehnt war deshalb vor allem vom Durchhaltewillen der Mitglieder geprägt.

Künstlerisch trat man gewissermaßen mehr oder weniger auf der Stelle. Es wurde an die gute Tradition der Experimente mit geeigneten Zusatzinstrumenten angeknüpft. Der damalige Leiter des Arbeitersinfonieorchesters Carl Zeiss, MD Erich Kley, komponierte für das Orchester ein klassisches Hornkonzert, und der Jenaer Hauskomponist und Musiklehrer Heinrich Funk arrangierte Volksliedmelodien für ein gemischtes Akkordeon- und Zupforchester. Conrad Haase legte die Bearbeitung des Madrigals „Мoro lasso al mio duolo“ von C. Gesualdo da Venosa aus dem 17. Jahrhundert vor, wodurch das Orchester erstmalig mit Musik der Vorklassik in Berührung kam, und er arrangierte Helmuth Herolds Beguine „Вlower's Melody“ für Soloakkordeon, Akkordeonorchester, Streichquartett, E-Orgel und Schlagzeug.

Der nicht nur in Akkordeon-Kreisen bekannte Komponist Hans Boll konnte für ein Auftragswerk gewonnen werden. Er schrieb für das Orchester die zweisätzige „Heitere Musik“ für Akkordeonorchester, E-Orgel, Schlagwerk und Streichquartett ad libitum. Hans Boll war auch persönlich nach Jena gekommen, um den Fortgang der Proben zu beobachten.

Ein weiterer renommierter Komponist der DDR-Akkordeonszene, der leider schon früh verstorbene Leipziger Akkordeonlehrer Helmuth Reinbothe, überließ dem Orchester sein „Divertimento in 5 Sätzen“ für Akkordeonorchester, 4 Holzbläser und Schlagzeug, in welchem er kunstvoll fünf verschiedene Tanzrhythmen verarbeitet hatte. Eine öffentliche Aufführung des Werkes scheiterte jedoch an der Schwierigkeit, die vier Holzbläser für einen Auftritt zusammen zu bekommen.

Es herrschte also in den 80er Jahren trotz reduzierter Mittel keinesfalls ein Mangel an interessanter neuer Literatur und zum 30. Orchesterjubiläum im April 1985 konnten zumindest zwei Sätze des erwähnten Hornkonzertes dem Publikum dargeboten werden.

Weitere größere Auftritte fanden im Jenaer Stadttheater, im Haus der Offiziere der sowjetischen Garnison Jena, in Gera, Stadtroda und Camburg statt. Das spektakulärste Konzert wurde jedoch im Jenaer Filmtheater Capitol veranstaltet. Hier war eine komplette Bigband mit von der Partie.

In die 80er Jahre fallen auch zwei weitere Teilnahmen am Zentralen Leistungsvergleich gemischter Instrumentalbesetzungen in Klingenthal, wobei sowohl 1981 als auch 1985 ein für das Orchester durchaus zufrieden stellendes gutes Ergebnis erzielt wurde.

An dieser Stelle müssen unbedingt ein paar grundsätzliche Worte über Sinn und Zweck von Akkordeonorchesterwettbewerben verloren werden. Wettbewerbe üben einen großen Reiz auf ein Orchester und natürlich auch seinen Leiter aus, denn das erzielte Ergebnis wird von den Teilnehmern als kompetente Leistungseinschätzung gewertet. Aber gerade daraus ergab sich eine unangenehme Diskrepanz zwischen dem eigenen Wollen und dem reglementierten Dürfen. Um ernsthaft in den Wettbewerb eingreifen zu können, hätte man bestimmte Pflichtstücke erarbeiten müssen, mit denen vor einem normalen Publikum kein Blumentopf zu gewinnen war. Und dazu hatten die Spieler weder genügend Zeit noch Lust. Somit lief das Orchester bei diesen Veranstaltungen immer mehr oder weniger außer Konkurrenz.

Was aber endgültig dazu führte, in der Zukunft auf die aktive Teilnahme an Wettbewerben zu verzichten, war die Tatsache, dass die dargebotenen Programme die Juroren zwar nicht überzeugen konnten, das Orchester aber in der Publikumsgunst immer ganz oben stand.

Im Dezember 1986 bekam das Orchester im Ergebnis seiner Leistungen von der Stadt Jena die für verdienstvolle Laienkunstgruppen vorbehaltene Medaille Ausgezeichnetes Volkskunstkollektiv verliehen.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA waren in den 80er Jahren:

Ines Amberg, Andrea Brömel geb. Münster, Anneliese Enke, Liane Gaube geb. Lieder*, Angelika Genger, Heide Haase*, Beate Heinze, Steffi Hirt, Lioba Hornemann, Annelies Jakisch, Sabine Kaubitzsch, Susanne Kaufmann, Dorette Kotzsch, Ingrid Luthardt, Ingrid Märtin, Marianne Majewski, Bärbel Pöch geb. Seiler, Ulrike Schmid*, Marion Sourisseaux geb. Zenner, Silke Tänzer, Antje Tschirschwitz, Renate Veit*, Reinhilde Weinreich*, Andrea Woschni

Frank Fischer*, Gisbert Göbel*, Conrad Haase*, Andreas Haupt*, Karsten Heimrich, Yves Heinze, Franz Kotscha, Peter Lobenstein, Horst Mehlhorn, Eric Posse, Helmut Prüger, Hans-Jörg Raguschke*, Hermann Reinsch, Harald Schreiber, Matthias Seifert, Bernd Stackfleth



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Die 90er Jahre - Wende

Die 90er Jahre mit ihren dramatischen Umwälzungen auf ökonomischem Gebiet waren eine große Herausforderung für die gesamte Laienkunstszene in der ehemaligen DDR. Die Trägerbetriebe mussten sich von allem unrentablen Ballast befreien und sorgten dadurch zwangsläufig erst einmal für ein großes Kulturgruppensterben. Dass das Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA diesem Schicksal entging, verdankte es dem Optimismus und dem Durchhaltevermögen seines Leiters Hermann Reinsch ebenso wie dem glücklichen Umstand, dass die nunmehrige Carl Zeiss GmbH im Seitenflügel des Volkshauses, der als Kulturhaus ausgewiesen war, dem Orchester weiterhin einen Proben- und Instrumentenraum kostenlos zur Verfügung stellte. Es musste allerdings innerhalb des Hauses ein zweites Mal umgezogen werden. Wenn man von diesem Umstand absah, ging der Übergang in die neue Zeit erst einmal reibungslos vonstatten.

Der erste große Auftritt des neuen Jahrzehnts war ein gemeinsames Konzert mit dem Orchester des TUS Huchting aus Bremen 1990 im Großen Saal des Volkshauses in Jena. Zu dieser Zeit stand dieser wunderbare Saal den verbliebenen Kulturgruppen noch kostenlos zur Verfügung, aber auch das sollte sich bald grundlegend ändern. Das Jenaer Orchester erwiderte 1991 diesen Besuch und empfing die Bremer im Folgejahr noch ein zweites Mal in Jena, diesmal allerdings in der Aula des Anger-Gymnasiums. Danach konnten die Konzertkontakte wegen der zu großen Entfernung und somit vor allem aus finanziellen Gründen nicht weiterverfolgt werden.

In das erste Jahr des neuen Jahrzehnts fiel auch der Beitritt des Vereins zum Deutschen Harmonika-Verband e.V. mit Sitz in Trossingen, der rund 3600 Orchester und Ensembles in sich vereinigt. Von der Mitgliedschaft in diesem Dachverband versprach sich der künstlerische Leiter vor allem Anregung und Unterstützung in der immer schwieriger werdenden Arbeit für die Laienkunst.

Künstlerisch waren die 90er Jahre ein Vorstoß in neue musikalische Dimensionen. Die Reisefreiheit eröffnete die Möglichkeit, auch in den alten Bundesländern aufzutreten und andere Orchester zu hören. Dieses gegenseitige Kennenlernen war sehr wichtig für die eigene Standortbestimmung, die objektive Einschätzung der eigenen Leistung. Austauschkonzerte führten nach Hameln und, wie schon gesagt, nach Bremen, und der künstlerische Leiter Hermann Reinsch war des Öfteren in Hof und Schwabach als Hörer zu Gast.

Das alles führte zu interessanten Eindrücken und in der Folge zu vielen neuen Ideen, die durch die Möglichkeit des Zugriffs auf die gesamtdeutsche und internationale Orchesterliteratur noch zusätzlich unterstützt wurden. Das Repertoire erweiterte sich um viele neue und immer wieder gern gespielte Stücke, und die Konzertpraxis veränderte sich langsam aber stetig hin zu einer neuen Form. Sicher wurden auch jetzt noch bunte Estraden zu Stadtfesten und Kurkonzerten mit dem gängigen Material gespielt, aber die Entwicklung führte eindeutig hin zu der auch in den alten Bundesländern gepflegten Tradition der Organisation von Jahreskonzerten.

Bisher waren solch große Veranstaltungen, die einem Jahreskonzert entsprachen, nur zu Jubiläen oder ähnlich wichtigen Anlässen realisiert worden und dann natürlich unter Einbeziehung von Partnern. Jetzt aber ging es darum, ein Konzertprogramm von 60 - 70 Minuten neu einzustudieren und dann allein aufzuführen, eine Arbeit, die alles davor Geleistete in Quantität und Qualität bei weitem übertraf.

Da die Bindung an den Trägerbetrieb Carl Zeiss zu diesem Zeitpunkt de facto nicht mehr existierte, beschloss das Orchester 1993, die Eintragung als gemeinnütziger Verein zu beantragen. Mit der Unternehmensleitung wurde aber vereinbart, den über Jahrzehnte getragenen Zusatz Carl Zeiss JENA im Vereinsnamen beizubehalten.

Im gleichen Jahr musste das Orchester sein Domizil im Volkshaus, wo es seit 1964 immerhin fast dreißig Jahre beheimatet war, aufgeben und sich nach einem neuen Proben- und Instrumentenraum umsehen. Die Firma Zeiss überließ dem Verein dankenswerterweise kostenlos das gesamte umfangreiche Instrumentarium und Mobiliar. So konnte alles in die neuen Räume des von der Stadt genutzten Altbaus in der Jahnstraße mitgenommen werden.

Nach der zwangsläufigen Aufgabe der Austauschkonzerte mit den Bremer Akkordeonisten vom TUS Huchting sah sich das frischgekürte Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA e.V. intensiv nach möglichen Partnern in der näheren Umgebung um. Es stellte sich heraus, dass in Thüringen noch zwei vergleichbare Orchester existierten: das 1. Altenburger Akkordeonorchester 1952 e.V. unter der Leitung von Manfred Gärtner und das Erfurter Elektroniumorchester unter der Leitung von Edith Heyn. Schon 1994 wurden beide Orchester zu einem ersten gemeinsamen Konzert nach Jena eingeladen, welches allgemein so gefiel, dass in den Vorständen beschlossen wurde, jährlich reihum in den drei Städten gleiche Veranstaltungen zu organisieren. Ein Beschluss, der sich in der Folgezeit für alle drei Orchester als ein Schritt in eine neue Dimension erweisen sollte. Aber das konnte damals wirklich niemand ahnen; es wird noch darüber zu berichten sein.

Im Frühjahr des folgenden Jahres beging das Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA e.V. mit einem großen Festkonzert in der Aula der Universität würdig sein 40jähriges Bestehen. Fünf solistische Zusatzinstrumente lockerten das Programm geschickt auf. Waldhorn, Trompete, Zither, Xylophon und Soloakkordeon wurden einfühlsam vom Orchester begleitet. Und endlich konnte die nicht geringe künstlerische Qualität der Darbietungen auch von den Spielern des Vereins selbst überprüft werden, denn aus Anlass des Jubiläums wurde das Konzert technisch hochwertig mitgeschnitten. Es entstand das erste gültige Tondokument des Orchesters überhaupt. In Vorbereitung des Festkonzertes wurde auch an die schöne Tradition der Wochenendschulungen der 60er und 70er Jahre angeknüpft. Drei Tage voller Proben und gemeinsamer Geselligkeit in Bucha an der Hohenwarte Talsperre gaben den Spielern wie in alten Tagen wieder den „letzten Schliff“.

Nach der Sommerpause des gleichen Jahres erfolgte ein Wechsel in der künstlerischen Leitung des Vereins. Der seit 1958 die Geschicke des Orchesters leitende Hermann Reinsch übergab den Dirigentenstab aus Altersgründen seinem langjährigen Mitstreiter Conrad Haase. Er selbst übernahm fortan die Funktion des 1. Vorsitzenden des Vereins.

Durch intensive und geduldige Probenarbeit gelang es Conrad Haase, den Leistungsstand des Orchesters in verhältnismäßig kurzer Zeit zu erhöhen. Den Musikern konnten langsam immer schwierigere Werke vorgelegt werden, was das Publikum nicht zuletzt mit stetig steigenden Besucherzahlen honorierte.

1996 fand in der Aula der Universität das erste richtige Jahreskonzert des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. statt. Auf Gäste wurde konsequent verzichtet, Solisten des Abends waren Akkordeonistinnen aus dem Orchester selbst. Die Konzertmeisterin Simone Möller spielte eine vielbeachtete Interpretation des „Konzert a-Moll“ für Soloakkordeon und Akkordeonorchester von Curt Mahr und Jana Leitel den Solopart in dem für die gleiche Besetzung arrangierten Beguine „Blower’s Melody“ von Helmuth Herold. Auch von diesem Konzert existiert ein technisch einwandfreier Mitschnitt. Es wurde in der Folgezeit zu einer für alle Mitglieder angenehmen Begleiterscheinung, dass die wichtigen Konzerte des Orchesters auf Tonträger zur Verfügung standen.

Zusätzlich zu den regelmäßigen Jahreskonzerten wurden bis zum Ende des Jahrzehnts insgesamt sechs jährliche Gemeinschaftskonzerte mit den Orchestern aus Altenburg und Erfurt veranstaltet. Dabei erhöhte sich die Zahl der gemeinsam gespielten Stücke von anfangs einem Schlusstitel schließlich auf einen vollständigen Programmblock. Aber auch das war noch steigerungsfähig, wie die Zukunft zeigen wird.

1998 musste der Verein abermals das Domizil wechseln. Das Haus in der Jahnstraße wurde von der Stadt aufgegeben und musste für den künftigen Besitzer geräumt werden. Mehrere Objekte standen damals zur Auswahl, am lukrativsten stellte sich das umgebaute Stadtteilzentrum „LISA“ in Lobeda-West heraus. Dessen Saal konnte als Probenraum genutzt werden, und auch das umfangreiche Instrumentarium fand den nötigen Lagerplatz.

Unter den zahlreichen Kur- und anderen Konzerten der 90er Jahre darf eines nicht unerwähnt bleiben. Es fand 1999 in der Kirche zu Kunitz statt und sollte richtungsweisend für die künftige künstlerische Entwicklung des Vereins werden. Im Folgenden wird davon noch zu berichten sein.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA waren in den 90er Jahren:

Christa Berndt, Gabi Blum, Claudia Bock, Antje Clasen, Anneliese Enke, Andrea Erbsmehl, Alexa Fehrenbacher, Anne Frommhold, Liane Gaube*, Angelika Genger, Katja Güttich*, Heide Haase*, Beate Heinze, Lioba Hornemann, Annelies Jakisch, Jana Leitel, Katrin Leitgebel, Hannelore Meerstein, Simone Möller*, Susanne Roos, Marion Sourisseaux, Ulrike Thier geb. Schmid*, Renate Veit*, Anita Vollmer, Reinhilde Weinreich*, Ingrid Weiß geb. Luthardt

Frank Fischer*, Gisbert Göbel*, Conrad Haase*, Andreas Haupt*, Holger Hüsken, Peter Lobenstein, Harry Ludwig, Horst Mehlhorn, Helmut Prüger, Hans-Jörg Raguschke*, Hermann Reinsch, Jan Vollmer, Manfred Weber


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Die Jahre 2000 - 2009 - Alles neu

Die allgemeine gesellschaftliche Euphorie vom Anfang der letzten Dekade war der täglichen nicht unkomplizierten Realität gewichen. Der Aufschwung der Wirtschaft in den neuen Bundesländern wurde von Entlassungen in nie gekanntem Ausmaß begleitet. Ab Mitte der 90er Jahre konnte dies auch nicht mehr durch Vorruhestand und ähnlich großzügige Regelungen abgefedert werden, die Arbeitslosenquote stieg auf eine selbst von Pessimisten nicht angenommene Höhe. Der daraus resultierende Sparzwang in Bund, Ländern und Gemeinden wirkte sich vor allem auch auf den kulturellen Sektor aus.

Der Verein bekam das empfindlich zu spüren, denn die Mieten für Konzertsäle und Probenräume schossen regelrecht in die Höhe. Der kleine Bonus für Gemeinnützigkeit half da nicht viel. Bei der Projektplanung rückte die Finanzierbarkeit immer mehr in den Vordergrund, künstlerische Belange mussten sich dem unterordnen.

Trotz alledem konnte aber gerade in dieser Dekade das künstlerische Niveau des Orchesters noch einmal beträchtlich gesteigert werden. Dies hatte seine Ursache sowohl im nicht zu unterschätzenden großen Enthusiasmus und Engagement aller Mitspieler für ihren Verein als auch in der Ausweitung der Konzertaktivitäten auf ein neues Gebiet durch den Vorstand. Denn nachdem die 90er Jahre die Hinwendung zur Erarbeitung eines künstlerisch hochwertigen Programms pro Jahr gebracht hatten, ging die Entwicklung im neuen Jahrzehnt noch einen großen Schritt weiter. Zusätzlich zu diesem Programm für ein Jahreskonzert kam die Erarbeitung von Literatur zur angemessenen Ausgestaltung von Kirchenkonzerten, und das zog die Erweiterung des Repertoires in Richtung barocker und anderer festlicher Musikwerke nach sich.

Das neue Jahrhundert begann erst einmal mit einem Paukenschlag. Zum Jahreskonzert im April 2000, anlässlich des 45jährigen Bestehens des Vereins, erklang nach der Pause die Erstaufführung von Prokofjews „Peter und der Wolf” in einer Fassung für Sprecher und Akkordeonorchester, was das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss. Weniger spektakulär, aber richtungsweisend für die Zukunft, stellte sich im ersten Teil die Uraufführung von Christine Bolls „Partita piccola” in einer neuen Fassung von Conrad Haase heraus.

Diese Umarbeitung war im Ergebnis des im vorigen Abschnitt erwähnten Kirchenkonzertes in Kunitz 1999 entstanden. In Vorbereitung des ersten Kirchenkonzertes des Vereins stellte sich nämlich heraus, dass Literatur für eine würdige Programmgestaltung noch sehr selten war. Bearbeitungen alter Meister gab es eine ganze Reihe auf dem Markt, es handelte sich dabei aber in der Regel um herausgepickte Einzelsätze mit gewissem Bekanntheitsgrad in gut verdaulichem „modernen Sound” und war für seriöse kirchliche Auftritte absolut nicht brauchbar. So wurde in alten Noten gesucht, um etwas einigermaßen Geeignetes zu finden. Dabei stieß der künstlerische Leiter auf Christine Bolls Barock-Swing-Studie aus dem Jahre 1967, deren erste beiden Sätze schon öfter auf dem Programm des Orchesters standen. Den schwierigeren dritten Satz hatte man in der Vergangenheit immer weggelassen.

Die teils radikale Umarbeitung des Werkes, besonders im dritten Satz, wie Einführung eines durchgängigen vierstimmigen Satzes mit Basso continuo (Cembalo oder Synthesizer), Ergänzung durch eine Fugeneröffnung und konsequente Streichung des anachronistischen Schlagzeugs ließ ein kleines neobarockes Kleinod entstehen, welches keinesfalls nur in der Kirche gespielt werden sollte. Für die Uraufführung war das genannte Jubiläumskonzert genau der richtige Rahmen.

Wie gut diese Entscheidung war, sollte sich schon bald zeigen, denn im Juni des gleichen Jahres fand das zweite Kirchenkonzert in der Kirche Göschwitz statt. In der Reihe „Geistliche Abendmusik”, die von Kantor Manfred Röse betreut wurde, erklang auch die neue Fassung der „Partita piccola” von Christine Boll und begeisterte in der sehr guten Interpretation des Orchesters die zahlreichen Zuhörer. Der satte, an die Orgel erinnernde Klang überzeugte Manfred Röse, der sich in und um Jena auch als Trompetenvirtuose einen guten Namen gemacht hatte, und er schlug vor, mit ihm gemeinsam Musik aus seinem Solistenrepertoire aufzuführen. Der Vorschlag wurde dankend aufgegriffen und in der Folge erschienen auf den Probenplänen des Orchesters Werke so bekannter Barockkomponisten wie Bach, Händel und Telemann. Schon im Adventskonzert des gleichen Jahres in der Kirche Rothenstein erklang zum ersten Mal die „Suite in D-Major“ von Georg Friedrich Händel in einer Fassung für Trompete und Akkordeonorchester.

Neben Manfred Röse muss in diesem Zusammenhang auch der Caput Musikverlag Jena erwähnt werden. Er veranlasste die zahlreichen Bearbeitungen und sorgte dafür, dass von den zyklischen Werken nicht nur populäre Einzelsätze, sondern alles in originaler Vollständigkeit gedruckt erschien. So entstanden speziell auf das Orchester zugeschnittene stilgerechte Arrangements, die den Zuhörer die vom Komponisten ursprünglich notierten Instrumente schnell vergessen lassen.

Schon bis zum Jahr 2005 war die Zahl der Kirchenkonzerte des Vereins auf insgesamt acht angewachsen. Allein in der Kirche Göschwitz gastierte das Orchester bis dahin drei Mal mit unterschiedlichen Programmen. Vereinsvorstand und Mitglieder waren gewillt, sich auch weiterhin um Auftritte in Kirchen zu bemühen, um das zu anderen Gelegenheiten nur schwer aufführbare neue Repertoire zu pflegen und auszubauen. Das Orchester hatte bei dessen Einstudierung unzweifelhaft enorm viel gelernt. Vor allem das Erlangen von stilistischer Sicherheit und eine spürbare spieltechnische Vervollkommnung müssen dabei genannt werden. Das kam der weiteren Arbeit auch an Werken anderer Epochen zugute.

Die jährlichen Gemeinschaftskonzerte mit den Orchestern aus Altenburg und Erfurt erfuhren nach dem 7. Konzert im November 2000 im Jenaer F-Haus einen wichtigen inhaltlichen Wandel. Beginnend mit dem 8. Konzert 2001 schlossen sich die drei Orchester in regelmäßigen Abständen zum Landesakkordeonorchester Thüringen zusammen und musizierten ein über einstündiges Programm vollständig gemeinsam und in allen drei Städten. Ein Kraftaufwand, den die Orchester gern auf sich nahmen, waren sie doch dadurch in der Lage, ihrem Publikum anspruchsvollere Literatur auch in Bezug auf die Größe der Besetzung zu präsentieren.

Bis zum Jahr 2004 wurden insgesamt drei solcher Veranstaltungen organisiert und fanden ein begeistertes Publikum. Allein die Probenwochenenden davor im Hotel „Bergfried” bei Saalfeld waren für alle ein wunderbares Erlebnis, zumal sich die Wirtsleute als begeisterte Anhänger der Musik für Akkordeonorchester erwiesen.

Die Programme der ersten beiden Konzerte 2001 und 2003 wurden aus Vorschlägen der drei Orchester erstellt. Auf diese Art lernten alle Mitspieler auch einen Teil des Repertoires der anderen Orchester richtig kennen. Beim dritten Konzert im Dezember 2004 handelte es sich um ein weihnachtliches Programm, das zum größten Teil aus barocken Kompositionen aus dem Repertoire des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. bestand. Zwei Bläser, Anette und Karsten Tupaika, setzten solistische Akzente in Werken von Albinoni bis Telemann. Hinzu kamen Weihnachtslieder, die in jeder Stadt ein anderer Chor zur Orchesterbegleitung sang. In der vollbesetzten Jenaer Stadtkirche Sankt Michael war es der Volkschor Lobeda 1847 e.V. mit seinem Leiter Raphael Michaelis, der uns tatkräftig unterstützte. Alle drei Konzerte wurden in Jena mitgeschnitten und beim Label Caput veröffentlicht.

Neben den über zehn Kurkonzerten und weiteren Aktivitäten des Jahrzehnts, muss unbedingt auf ein Austauschkonzert mit einem befreundeten Orchester aus München eingegangen werden, ergab sich doch aus dieser Zusammenarbeit eine wichtige Erweiterung des Repertoires in eine neue Richtung.

Das Jahreskonzert 2002, wieder einmal in der Aula der Universität, wurde gemeinsam mit dem Akkordeonorchester Mückenberger-Quintenz II bestritten. In diesem Orchester musizierten mittlerweile drei ehemalige Mitglieder des Jenaer Vereins, weil sie auf der Arbeitssuche nach ihrem Studium nach München verschlagen worden waren. Über sie war der Kontakt zustande gekommen. Im Mai 2004 erwiderte das Orchester den Besuch und gastierte im Frühjahrskonzert des Münchner Vereins.

Da auch in diesen Konzerten nicht nur zwei Orchester gegenübergestellt werden sollten, war man sich einig, in einem extra Programmabschnitt unbedingt gemeinsam zu musizieren. Die Münchner schlugen die drei Bigband-Titel „C’est si bon“, „Chattanooga Choo Choo“ und „Sweet Georgia Brown“ vor und rannten damit mehr oder weniger offene Türen ein. Schon in der Vergangenheit hatte sich das Orchester immer wieder einmal mit Swing und seiner Stilistik auseinandergesetzt. Titel wie „American Patrol“ oder „Jumpin’ At The Woodside“ kannten die Zuhörer schon aus früheren Programmen. Aber nach diesen beiden Konzerten äußerten viele Mitglieder den Wunsch, einmal ein ganzes Programm mit Bigband-Nummern zu bestreiten. Und dieser Wunsch erfüllte sich im 2005 stattfindenden Jubiläumskonzert.

Anlässlich des 50jährigen Bestehens des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. wurde ein bis dahin nicht vorstellbares Programm einstudiert. Im ersten Teil erklangen neben von einem Akkordeonorchester selten zu hörenden Werken des musikalischen Erbes von Tommaso Albinoni bis Tom Waits allein drei Originalkompositionen. Unter anderem brillierte Werner Osten als Gast vom Orchester begleitet mit einer perfekten Interpretation von Rudolf Würthners „La Campanella“. Im zweiten Teil wurde dann an die Hits von Glenn Miller, Count Basie und Henry Mancini erinnert. Gemeinsam mit Freunden und lieben Gästen kamen von „In The Mood“ bis zur „Moonlight Serenade“ die Bigband-Highlights der großen Swing-Ära zur Aufführung. Das Publikum wurde förmlich von den Sitzen gerissen.

Neben Zusatzspielern aus Altenburg und Erfurt hatte sich der Verein mit Joachim Hesse (Trompete), Vladimir Miller (Klarinette, Saxophon) und Sascha Mock (Drums) Gäste eingeladen, die den Ausflug in die Welt des Swing stilsicher und mit erlesenen Improvisationen unterstützten. Auch dieses Konzert wurde für das Label Caput hochwertig mitgeschnitten und ist beim Verein käuflich zu erwerben.

Die vor größeren Konzertvorhaben so wichtigen Probenwochenenden fanden ab 2005 im „Landhotel Edelhof“ in Kolkwitz statt. Die Bedingungen stellten sich dort als noch vorteilhafter als im Hotel „Bergfried“ heraus. In Kolkwitz stand immer ein Saal zur Verfügung, der sowohl von der Größe her, als auch akustisch für die nahezu 50 Akkordeons, die Zusatzinstrumente und das umfangreiche Schlagzeug ideal war.

Und ebenfalls 2005 wurde die schöne Tradition begründet, am ersten Advent des Jahres im LISA, dem Probendomizil des Vereins, ein weihnachtliches Konzert zu geben. In den ersten drei Jahren geschah das zusammen mit dem Volkschor Lobeda 1847 e.V. und seit 2008 jährlich im Wechsel mit den Sängerinnen und Sängern, was sich planungstechnisch einfach als günstiger erwies.

In die zweite Hälfte des Jahrzehnts fielen neben kleineren Auftritten unter anderem zu Orts- und Betriebsfesten und Jubelkonfirmationen noch zwei große Projekte. Zum einen eine Zusammenarbeit mit dem Volkschor Lobeda 1847 e.V. anlässlich dessen 160. Geburtstages, zum anderen ein gemeinsames Frühlingskonzert mit den Münchner Zieharmonikern in der Aula der Universität am 24.05.2008 mit anschließendem geselligen Beisammensein in Kunitz.

Das Festkonzert am 23.06.2007 mit dem Volkschor Lobeda 1847 e.V. verdient deshalb etwas mehr Aufmerksamkeit, weil in dessen Vorbereitung eine CD aller Konzertstücke produziert wurde, die sowohl die Kompositionen mit Chor und Orchester als auch zwei reine Orchesterwerke beinhaltete. Diese CD war im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen kein einfacher Konzertmitschnitt, sondern das Ergebnis einer für alle Beteiligten anstrengenden Studioarbeit. Besonders die Interpretationen der Mozart-Kantate „Dir, Seele des Weltalls“ und des Strauß-Walzers „An der schönen blauen Donau“ in der Fassung für Chor und Orchester setzten dabei neue Maßstäbe in der künstlerischen Arbeit.

Eine Steigerung dieser sehr schönen Produktion erfuhren die Mitglieder des Orchesters zwei Jahre später am 30.08.2009 im Kirchenkonzert mit einem Projektchor in Herschdorf, in dem neben der oben genannten Mozart-Kantate noch Bachs „Jesus bleibet meine Freude“ und Mozarts „Ave verum corpus“ erklangen. Der Rest des Programms wurde gemeinsam mit dem Solo-Trompeter der Jenaer Philharmonie Steffen Naumann mit Barockstücken aus früheren Kirchenkonzerten bestritten.

Die Zusammenarbeit der drei Thüringer Akkordeonorchester sollte sich im zweiten Teil des Jahrzehnts doch erheblich wandeln. Nach einem gemeinsamen Auftritt anlässlich der Verleihung der Zeltermedaille und Pro musica-Plakette 2006 im Eisenacher Theater wurde einhellig beschlossen, im folgenden Jahr ein nächstes gemeinsames Programm zu erarbeiten. Allerdings sah sich das Erfurter Orchester außer Stande, Publikum für ein entsprechendes Konzert in der Landeshauptstadt zu organisieren. Es gab also 2007 nur noch zwei Konzerte des Landesakkordeonorchesters Thüringen in Altenburg und Jena.

Nach unschönen Auseinandersetzungen, die Führung der gemeinsamen Konzerte betreffend, entschied sich der Leiter des Erfurter Akkordeonorchesters Robert Flache Harald Benkert, in Zukunft für die Einstudierung des zusätzlichen Programms nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen. Allerdings verbot er seinen Spielern nicht, daran teilzunehmen, wenn sie die Erarbeitung der Stücke anderweitig bewerkstelligen konnten. So kamen seitdem nur noch ein paar engagierte Musiker aus Erfurt zu Proben nach Jena, wenn gemeinsame Projekte anstanden.

Das hinderte die Übrigen jedoch nicht daran, weiterhin gemeinsam zu musizieren. Das letzte gemeinsame Konzert des Jahrzehnts fand am 06.12.2008 in Altenburgs Brüderkirche und am 14.12.2008 im Volkshaus Jena statt. Auf dem Programm des weihnachtlichen Konzertes standen neben drei verschiedenen Schlittenfahrten (Leopold Mozart, Richard Eilenburg und Leroy Anderson) auch die orientalische Szene „Auf einem Persischen Markt“ und das Xylophon-Solo „Palisander“. Publikum und Kritik zollten der gebotenen Leistung gleichermaßen höchstes Lob. Die zehn Weihnachtslieder des Konzertes in Jena sang diesmal der Singekreis Ziegenhainer Tal , dessen Leiter Thomas Julich auch durchs Programm führte.

Von diesem Konzert wurde ein Video-Mitschnitt mit drei verschiedenen Kameras gemacht und aus dem Material eine DVD produziert, die auch hohe Ansprüche erfüllt. Das gehört aber schon in den nächsten Abschnitt.

Beschlossen wurde das Jahrzehnt mit einer kleinen Geburtstagsfeier für den langjährigen Leiter des Orchesters. Hermann Reinsch war noch bis 2007 Vorsitzender des Vereins gewesen und bis in das Frühjahr 2009 hinein bei jeder Probe anwesend. Dann hatte ihn eine Krankheit ans Heim gefesselt und der Kontakt zu ihm erfolgte nun über Telefonate und sporadische Besuche der Spieler. Zur genannten Geburtstagsfeier spielten einige Mitglieder ein flottes Ständchen, und der Jubilar dankte allen herzlich für die übermittelten Glückwünsche.

Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. waren in den Jahren 2000 bis 2009:

Christa Berndt, Ruth Bläser, Romy Bornemann, Andrea Brömel geb. Münster, Antje Clasen, Susanne Clodius, Andrea Erbsmehl, Alexa Fehrenbacher, Liane Gaube*, Susanne Ginglseder, Ina Götzelt, Katja Güttich*, Heide Haase*, Katalin Hille, Annegret Hohlbein geb. Schlosser*, Annelies Jakisch, Melanie Koch, Jana Leitel, Elisabeth Ludolph, Heike Ludwig, Hannelore Meerstein, Simone Möller*, Anke Nordt, Reinhilde Ommer geb. Weinreich*, Tatjana Ritter, Ulrike Thier*, Renate Veit*, Claudia Wenk

Dr. Reiner Baron, Arnd Beier*, Frank Fischer*, Gisbert Göbel*, Conrad Haase*, Andreas Haupt*, Manfred Möller, Hans-Jörg Raguschke*, Hermann Reinsch, Dr. Bruno Salomon, Harald Seeberger, Roberto Strauß, Jan Vollmer, Manfred Weber

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Die Jahre 2010 - 2009 - Qualität begeistert

Nach einem Jahrzehnt der Konsolidierung der Wirtschaft in den neuen Bundesländern und der voranschreitenden gesellschaftlichen Angleichung an die alten Bundesländer war kulturell allgemein ein Stand erreicht worden, der es den übrig gebliebenen Laienorchestern ermöglichte, einigermaßen gesichert in die Zukunft zu blicken. Für den Verein hatte das vor allem bedeutet, eine solide finanzielle Grundlage zu schaffen. Bisher konnte lediglich mit den Vereinsbeiträgen und den mageren Konzerteinnahmen gerechnet werden. Deshalb mussten die finanziellen Mittel sowohl mit zu beantragenden öffentlichen Geldern als auch durch modernes Sponsoring insoweit aufgebessert werden, dass auch in der Zukunft anspruchsvolle künstlerische Projekte angegangen werden konnten.

Das neue Jahrzehnt begann mit der intensiven Arbeit am Programm für die beiden Gemeindefeste in Thalbürgel und Wenigenjena, zu denen das Orchester eingeladen worden war. Zusätzlich stand im Herbst ein Konzert in der Kulturkirche Isseroda an und außerdem ein großes Weihnachtskonzert am 4. Advent gemeinsam mit dem Orchester aus Altenburg und dem Singekreis Ziegenhainer Tal. Drei nicht nur thematisch völlig unterschiedliche Programme mussten einstudiert werden, und natürlich sollte jedes der drei für die Zuhörer etwas Neues bereithalten.

Zum Frühlingsanfang 2010 verließ der langjährige künstlerische Leiter und Vereinsvorsitzende Hermann Reinsch das Orchester für immer. Zur Trauerfeier erklangen zwei Stücke, die vom Orchester extra für ihn aufgenommen worden waren. Mit seinem Hinscheiden ging ein wichtiger Abschnitt der Geschichte des Orchesters endgültig zu Ende.

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Aktivitäten spielte das Orchester im gleichen Jahr zum zweiten Mal zur Jubelkonfirmation in Herschdorf. In Wirklichkeit war es natürlich schon öfter gewesen, aber erst seit 2009 war an diesem Auftritt das gesamte Orchester beteiligt. In den Jahren davor hatte sich immer ein Doppelquintett um den ehemaligen Leiter Hermann Reinsch gefunden, um die Herschdorfer an ihrem Ehrentag niveauvoll zu unterhalten.

Im folgenden Jahr war das Akkordeonorchester erstmalig zu einem Konzert in die Kirche Sankt Margarethen in Kahla eingeladen. Gemeinsam mit dem Solotrompeter der Jenaer Philharmonie Steffen Naumann wurde ein klassisches Konzert geboten, das bei den Besuchern hörbar ankam. „Deux Arbesques“ von Claude Debussy und die „Suite in D-Major“ von Georg Friedrich Händel waren die Hohepunkte des sehr erfolgreichen Abends.

Anfang 2012 wurde vom Verein der erfolgreiche Versuch unternommen, in Oberhain im Thüringer Wald, der Gemeinde von Pfarrer Frank Fischer, einem langjährigen Mitglied des Orchesters, beim Aufbau einer Akkordeongruppe tatkräftige Hilfe zu leisten. Hierzu reiste ein Teil der Spieler über ein Wochenende an, um mit Akkordeonenthusiasten aus dem Umfeld in mehreren gemeinsamen Proben und einer abschließenden öffentlichen Vorstellung des dadurch Erreichten für den neuen Klangkörper zu werben und dem Akkordeonspiel neue Freunde zu gewinnen.

Im gleichen Jahr unterstützte das gesamte Orchester die Freunde aus Altenburg bei ihrem Jubiläumskonzert im Theater Altenburg anlässlich des 60. Geburtstages ihres Vereins. Den gesamten zweiten Teil des Programms musizierten beide Orchester gemeinsam. Dadurch war es den Altenburgern möglich, ihrem Publikum Stücke zu präsentieren, die zur Aufführung unbedingt ein größeres Tonvolumen benötigen, wie beispielsweise der „Säbeltanz“ von Aram Chatschaturjan.

Ebenfalls 2012 fand noch ein weiteres gemeinsames Konzert statt, das mittlerweile 4. Weihnachtskonzert Thüringer Akkordeonorchester. Das 1. Altenburger Akkordeonorchester, das Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA e.V. und Spieler des Erfurter Akkordeonorchesters Robert Flache e.V. führten unter anderem die „Kleine Hirtenmesse“ von Jakub Jan Ryba auf. In der Jenaer Stadtkirche Sankt Michael sang der Singekreis Ziegenhainer Tal die Vokalpassagen, und der Trompeter Manfred Röse übernahm die Soli in Jeremiah Clarke’s Suite in D Major und der „Sonata en Fa“ von Pietro Baldassare. Trotz der großen Kälte während des Konzertes wurde den Zuhörern ein einzigartiger Hörgenuss beschert, was man auf dem Mitschnitt der Veranstaltung, der auf CD erschienen ist, nachvollziehen kann. Das Publikum honorierte die Leistung mit großem Beifall.

Pünktlich zu diesem Termin war auch die schon im letzten Abschnitt erwähnte DVD des gemeinsamen Weihnachtskonzertes von 2008 fertig geworden und auf dem Label Caput erschienen. Der frischgepresste Mitschnitt konnte an den Konzertabenden vom Publikum käuflich erworben werden.

Zu Beginn des folgenden Jahres stellte sich das Orchester wieder einmal einer völlig neuen Herausforderung. Im Rahmen eines überregionalen Projektes wurden Musikwerke für die Ausgestaltung eines Gottesdienstes zum Palmsonntag einstudiert. Gemeinsam mit der Kantorei Bad Blankenburg und der Chorgemeinschaft Uhlstädt, die die Gesangsparts des Programms übernommen hatten, konnte am Sonntag palmarum 2013 unter der Gesamtleitung von Oberpfarrer Andreas Kämpf am Vormittag in Bad Blankenburg und am Nachmittag in Herschdorf ein sehr schöner musikalischer Gottesdienst gefeiert werden. In Herschdorf musste man der Kälte wegen in das Gemeindehaus umziehen, das natürlich bis auf den letzten Platz besetzt war.

Im Lauf des Jahrzehnts wurden noch zwei Mal je zwei Gottesdienste an verschiedenen Orten vom Orchester begleitet, am 29.03.2015 in Bad Blankenburg und Uhlstädt und am 09.04.2017 in Köditz und Unterweißbach.

Diese Auftritte erweiterten das Repertoire des Orchesters um einige sehr schöne geistliche Musiken, die außerhalb des kirchlichen Rahmens nur selten aufgeführt werden. Komponisten wie Wolfgang Carl Briegel, Ulrich Gohl oder Ignace de Sutter waren den Spielern bis dahin völlig unbekannt gewesen, das aber zu Unrecht, wie man eingestehen musste.

Neben zwei Unterhaltungskonzerten zum Stadtteilfest in Wenigenjena und zum Höhlerfest in Gera stand 2013 noch ein besonderer Auftritt an. Die Chorgemeinschaft Uhlstädt, die ebenfalls unter der künstlerischen Leitung von Conrad Haase stand, hatte das Orchester zum Festkonzert anlässlich des 60. Geburtstages ihres Frauenchores zum Mitwirken eingeladen. Und wieder einmal stellte sich heraus, dass das allgemeine Publikum Akkordeonorchester entweder nicht kennt oder völlig falsch einschätzt. Der Mozartchor „Laut verkünde unsre Freude“ aus der gleichnamigen Kantate und vor allem Verdis „Teure Heimat“ aus der Oper „Nabucco“ waren, von der Chorgemeinschaft Uhlstädt und dem Akkordeonorchester interpretiert, die am meisten bejubelten Stücke des tollen Konzertnachmittages.

Das Jahr 2014 war geprägt von zwei großen Unternehmungen des Landesakkordeonorchesters Thüringen. Erst einmal galt es, ein würdiges Konzertprogramm zum 20. Geburtstag des außergewöhnlichen Klangkörpers zu erarbeiten. Außerdem stand in der Vorweihnachtszeit das 5. Weihnachtskonzert der Thüringer Akkordeonorchester an, und auch dafür musste etwas Neues und möglichst Überraschendes gefunden und einstudiert werden.

Die Vereinsvorstände entschieden sich konsequent gegen ein Mitschwimmen im allgemeinen Trend der bundesdeutschen Akkordeonorchester. Es war, aus Gründen der Publikumswirksamkeit und in dem Glauben, vor allem Jugendliche damit für die Musikvereine werben zu können, allgemein üblich geworden, unbedingt „Modernes“ in den Konzertprogrammen zu bieten. Eine Flut von Filmmusikmedleys und Best Of - Zusammenstellungen von Hits besonders bekannter Interpreten überschwemmte die Szene. Waren es früher Operetten- und Musicalmedleys oder gute und auch weniger gute klingende Komponistenporträts gewesen, so bot man jetzt Arrangements von Popsongs an, die bei einer möglichst bekannten Showgröße im Programm standen und ihren großen Bekanntheitsgrad vor allem der Interpretation dieses Künstlers verdankten.

Es muss verwundern, dass sich ein großer Teil des Publikums mit solchen Mogelpackungen nach wie vor zufrieden gibt. Denn was diese Stücke auszeichnet, ist vor allem die Gesangsdarbietung zum Beispiel eines Udo Lindenberg, Frank Sinatra oder auch der Comedian Harmonists, und die kann auf einem Akkordeon nun wirklich nicht nachempfunden werden.

Das Jubiläum des Landesakkordeonorchesters Thüringen wurde im Amphitheater der Senftenberger Neuen Bühne, einer langjährigen Wirkungsstätte des Dirigenten Conrad Haase, gefeiert. Am Vorabend hatten alle Mitwirkenden eine Vorstellung besucht und so schon einmal die Spielstätte aus der Zuschauerperspektive kennengelernt. Das Programm dann am nächsten Tag stand unter dem großen Motto Bigbandmusik und konnte dabei auf liebe Freunde zurückgreifen, die auch schon in der Vergangenheit gemeinsam mit dem Orchester musiziert hatten. Vladimir Miller an Klarinette und Saxophon, Joachim Hesse an Trompete und Flügelhorn und Sascha Mock an den Drums brachten den nötigen Sound ein für die weltbekannten Stücke, die zur Aufführung kamen. Besonderer Höhepunkt war ein Medley aus Leonard Bernsteins „Westside-Story“.

Die Vorbereitung des Konzertes leisteten die Orchester und Einzelspieler für sich allein. In lediglich einer einzigen Mammutgesamtprobe wurde dann alles zusammengeschweißt und zum Klingen gebracht. Das war schon eine große Leistung für ein immerhin fast zweistündiges Programm mit sehr anspruchsvollen Swingtiteln und vielen anderen weltbekannten Evergreens. Das Publikum ging bei jedem Stück mit und entließ das Orchester erst nach mehreren Zugaben in den heißen Sommerabend.

Für das 5. Weihnachtskonzert Thüringer Akkordeonorchester konnte wieder mit etwas Neuem aufgewartet werden. Mit Blasinstrumenten war in der Vergangenheit auch zu Weihnachten schon öfter gemeinsam musiziert worden. In diesem Jahr aber spielte die Geigerin Claudia Klemm vom Philharmonischen Orchester Gera zwei bekannte Violinkonzerte von Antonio Vivaldi und Oskar Rieding und wurde dabei souverän und einfühlsam begleitet.

Ein weiterer Höhepunkt war die Aufführung des musikalischen Märchens „Peter und der Wolf“ von Sergej Prokofjew am Schluss des ersten Teils. Mit Mike Körner in der Rolle des Erzählers brachte das Orchester eine begeisternde Fassung des kleinen Juwels der Musik auf die Bühne. Sowohl im Jenaer Volkshaus als auch in der Altenburger Brüderkirche gab es dafür riesigen Beifall.

Den Gesangspart in den knapp zehn Weihnachtsliedern des übrigen Programms übernahmen in Jena diesmal der Singekreis Ziegenhainer Tal und die Chorgemeinschaft Uhlstädt gemeinsam. Dadurch wurde auch im Chorklang eine deutlich hörbare Verstärkung erreicht, was erheblich mehr Lautstärkenunterschiede ermöglichte und natürlich auch die Textverständlichkeit erhöhte.

Zwischen den beiden Konzerten in Jena und Altenburg spielte das Akkordeonorchester noch zu einem Weihnachtskonzert in Gossel bei Arnstadt. MD Konrad Bach, der im schönen Thüringer Wald ein aktives Rentnerdasein führte, arbeitete dort fleißig daran, den Einwohnern des kleinen Ortes und der Umgebung anspruchsvolle Konzerterlebnisse zu ermöglichen. Nachdem er das Orchester 2013 beim Jubiläumskonzert des Frauenchors in Uhlstädt erstmals erlebt hatte, kam von ihm spontan die Einladung zum Adventskonzert im nächsten Jahr. Dem wurde vom Verein einhellig zugestimmt, zumal dem Orchester genügend musikalisches Material aus den Konzerten in Jena und Altenburg zur Verfügung stand, also eigentlich keine zusätzliche Probenzeit gebraucht wurde.

In Gossel gab es einen kleinen aber feinen Chor, der die Weihnachtslieder mit Orchesterbegleitung sang, und eine Enkelin des MD versuchte sich mit Erfolg an dem schon erwähnten Violinkonzert von Karl Rieding. Zu einem absoluten Knaller geriet aber das Xylophonsolo „Palisander“, das sich Konrad Bach persönlich gewünscht hatte. Auch die Bewohner des kleinen Ortes und der Umgebung, die zum Konzert sehr zahlreich in der schönen Kirche erschienen waren, staunten nicht schlecht, was ein Klangkörper, der nur aus Akkordeons besteht, zu leisten in der Lage ist.

Für den 20. Juni des folgenden Jahres war das Orchester dann anlässlich des 450sten Ortsjubiläums von Katzhütte zu einem Konzert in die dortige Kirche eingeladen worden. Im ersten Teil des Programms wirkten außerdem die Chorgemeinschaft Uhlstädt und der Kirchenchor Großbreitenbach mit. Dieses Konzert zeigte die gesamte Bandbreite, die das Orchester bedienen konnte. Begonnen mit Renaissancemusik führte der Bogen über Barock- und klassische Musik bis in die Moderne und hier bis zu Dixieland und Swing. Die kleine Kirche war voll besetzt, und der Bürgermeister sprach das wohl größte Lob für einen Künstler aus. Er wünschte sich in seinem Schlusswort, das Orchester unbedingt ein zweites Mal erleben zu können.

Das Konzertieren in Kirchen des Thüringer Waldes sollte sich allmählich zu einer guten Tradition entwickeln. Nach dem Auftritt in Katzhütte wurde das Orchester für das kommende Jahr nach Großbreitenbach eingeladen. Es folgte am 02.09.2017 die Kirche in Mellenbach, und für den 29.06.2019 wurden die Spieler nach Herschdorf eingeladen. Hier war für die vokalen Teile des Programms der Volkschor Schmölln vom Veranstalter verpflichtet worden. Die Zusammenarbeit klappte vorzüglich, kannten sich die Spieler und Sänger doch bereits von einigen Weihnachtskonzerten in Altenburg her.

Die übrige Zeit des Jahres 2015 wurde an einem besonderen Höhepunkt für den Verein gearbeitet, der Vorbereitung des Jubiläumskonzertes anlässlich des 60jährigen Bestehens. Hierzu waren immer wieder Ideen geboren und verworfen worden, dann aber schälte sich ein guter Grundgedanke heraus. Im ersten Teil sollte nach der Suite „España“ von Isaac Albénitz, einem Stück, das die Spieler bis an die Grenzen ihres technischen Vermögens forderte, ein kleiner Überblick über die bei den Mitgliedern des Vereins in den vergangenen Jahrzehnten beliebtesten Stücke gegeben werden.

Für den zweiten Teil wurden speziell sechs bekannte Rock- und Popstücke für Akkordeonorchester und E-Gitarre eingerichtet. Hier handelte es sich wieder einmal um totales Neuland für das Orchester und natürlich um viel Arbeit bei der Vorbereitung.

Die Gitarristin Kirsten Kriester, der Bassist Tobias Haase, der Schlagzeuger Sascha Mock und befreundete Spieler aus Altenburg und Erfurt unterstützten das Orchester dann tatkräftig im Konzert. Für die Besucher und die Musiker ging diesmal im Jenaer Volksbad im wahrsten Sinne des Wortes die Post ab.

Anfang des Jahres 2016 luden die Stadtwerke Jena das Orchester für die musikalische Ausgestaltung ihres Neujahrsempfangs ein. Die Spieler nahmen diese Einladung gern an, war das Unternehmen doch ein treuer Sponsor des Vereins. Man hatte ein anspruchsvolles Programm vorbereitet und präsentierte sich in bester Spiellaune.

Im gleichen Jahr fand neben einem Konzert zum Wenigenjenaer Stadtteilfest und zwei kleineren Auftritten Im Thüringer Wald wieder ein sehr schönes Weihnachtskonzert mit dem Landesakkordeonorchester Thüringen in Altenburg und Jena statt. Das Besondere am „6. Weihnachtskonzert Thüringer Akkordeonorchester“ war, dass in der Altenburger Brüderkirche zwei Konzerte gegeben werden mussten, weil die Eintrittskarten für die rund 800 Plätze binnen kürzester Zeit vergriffen waren. Und auch für das zweite Konzert konnte man nur schwer Karten bekommen. Die Presse sprach nicht ohne Grund vom „Wunder von Altenburg“.

Das Programm des Konzertes hielt für die Zuhörer wieder etwas Besonderes bereit. Neben dem Concerto grosso „Palladio“ von Karl Jenkins und dem rasanten Xylophon-Solo „La Paquita“ von Walter Sommerfeld kamen drei neue Weihnachtslieder für Chor und Orchester zur Aufführung. Die Kritik war des Lobes voll über die Interpretation des dreisätzigen „Palladio“ durch das Landesakkordeonorchester. Allgemein üblich in der Akkordeonszene war bis dahin, nur den ersten Satz zu spielen. Besonders das solistische Wechselspiel der beiden Konzertmeister im Mittelsatz wurde sehr gelobt und vom Publikum dankbar honoriert.

Das Jahr 2017 brachte für den Verein vor allem zwei große Veranstaltungen, zum einen die Teilnahme am Herbstkonzert der Chorgemeinschaft Uhlstädt und zum anderen die aktive Mitwirkung im Jubiläumskonzert des 1. Altenburger Akkordeonorchesters 1952 e.V. anlässlich dessen 65jährigen Bestehens im November. Das Orchester war hierfür, wie die übrigen Gäste auch (Chor, Solotrompeter und Schlagzeugaushilfen), vom Altenburger Verein für einen festen Geldbetrag engagiert worden. Das unter der Leitung der beiden Dirigenten Matias Fierro und Conrad Haase stattfindende Konzert wurde ein sehr großer Publikumserfolg und man kann es als offiziellen Mitschnitt käuflich erwerben.

Im zweiten der beiden Konzerte nutzte der Präsident des DHV Jochen Haußmann die Gelegenheit, dem Vereinsvorsitzenden und verdienstvollen Konzertmeister des 1. Akkordeonorchesters Altenburg 1952 e.V. Werner Osten die Hermann-Schittenhelm-Medaille zu verleihen.

Mit dem traditionellen Adventskonzert im Jenaer Stadtteilzentrum LISA und einem gemeinsamen Weihnachtskonzert mit der Chorgemeinschaft Uhlstädt in der dortigen Kirche endete ein überaus arbeitsreiches Jahr. Denn allein für das Altenburger Jubiläumskonzert waren zehn völlig neue und zum Teil sehr umfangreiche Stücke einstudiert und zur Aufführung gebracht worden.

In diesem Zusammenhang muss auf eine nicht unwichtige Veränderung in der öffentlichen Präsens des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. eingegangen werden. Schon seit einigen Jahren gestattete die strenge Haushaltspolitik des Vereins nicht mehr, finanziell nur dürftig honorierte Auftritte beispielsweise zu Marktfesten, in Kliniken, oder auch in Altersheimen anzunehmen. Von den Veranstaltern musste jetzt ein Mindesthonorar als Entschädigung für den geleisteten Aufwand gezahlt werden, und wer das Orchester wirklich haben wollte, hatte damit auch keine Schwierigkeiten.

Allerdings wurde der Verein dadurch in der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen als in früherer Zeit, denn Auftritte in seiner Heimatstadt Jena waren seit mehreren Jahren immer rarer geworden. Die Konzertaktivitäten hier reduzierten sich fast völlig auf die jährlichen Konzerte zur Weihnachtszeit. Hinzu kam, dass sich die großen eigenveranstalteten Auftritte anlässlich von Jubiläen und im Rahmen des Landesakkordeonorchesters Thüringen als künstlerisch am überzeugendsten und finanziell am ertragreichsten herausstellten. Trotz der enormen Kosten für die Saalmieten, die Honorare der Solisten und der Gastmusiker an den Zusatzinstrumenten, die Ausgaben für Notenmaterial und Werbung und, nicht zu vergessen, die GEMA-Gebühren lohnten sich diese Veranstaltungen, ein volles Haus natürlich vorausgesetzt, vor allem auch für die Vereinskasse.

Nur durch solche hohen organisatorischen und probenmäßigen Anstrengungen war der Verein letztlich in der Lage, die nötigen Reparaturen am Instrumentarium und auch einige Neuanschaffungen zu finanzieren. Die dazu notwendigen jeweiligen Probenwochenenden wurden nach wie vor zur Hälfte durch die Spieler selbst getragen.

Das Jahr 2018 brachte erst einmal eine Einladung zu den „Kleinen Tagen der Harmonika“ nach Klingenthal. Dem Verein wurde vorgeschlagen, im Rahmenprogramm des national sehr bekannten Akkordeonwettbewerbs aufzutreten. Das Orchester nahm die Einladung gern an und bot ein sehr anspruchsvolles Programm, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Unter anderem erklangen erstmals die „Drei Evergreens aus Porgy und Bess“ von George Gershwin und die Titelmelodie der Fernsehserie „Magnum p.i.“ von Mike Post.

Diesmal fuhren die Spieler nach dem Konzert aber nicht gleich wieder nach Hause, sondern man verbrachte auch den nächsten Tag in Klingenthal und besuchte mehrere Instrumentenmuseen. Eine gemeinsame Fahrt in dieser Form hatte es seit langem nicht mehr gegeben.

Im April des gleichen Jahres gab das Orchester ein Konzert in seinem Probendomizil LISA anlässlich des 20jährigen Bestehens dieser städtischen Einrichtung und wirkte mit an der Jubiläumsfeier „65 Jahre Frauenchor Uhlstädt“.

Im Juni konnte der Verein endlich wieder einmal eine große Anschaffung vermelden. Durch eine Zuwendung des Thüringer Wirtschaftsministeriums aus Lottomitteln und eine ergänzende Spende der Firma Carl Zeiss war es möglich, ein Multi-Sound-Akkordeon zu kaufen. Neben dem Synthesizer aus dem Jahr 1995 konnte das Orchester nun noch ein zweites Instrument einsetzen, um die Soundmöglichkeiten über den reinen Akkordeonklang hinaus zu erweitern.

Die meiste Zeit des 2. Halbjahres war der Vorbereitung des anstehenden „7. Weihnachtskonzertes Thüringer Akkordeonorchester gewidmet. Immerhin musste unter anderem die achtsätzige Weihnachtskantate „Tausend Sterne sind ein Dom“ neu einstudiert werden. Diese erklang dann in den Konzerten in Altenburg mit dem Volkschor Schmölln und in Jena mit dem Singekreis Ziegenhainer Tal und der Chorgemeinschaft Uhlstädt.

Ein weiterer Höhepunkt konnte den Zuhörern mit einem vier Stücke umfassenden Ausflug in die Welt des internationalen Films geboten werden. „Conquest Of Paradise“ aus dem Film „1492“, mit Chor und Orchester dargeboten, erwies sich dabei als das absolute Highlight des Abends.

Das Konzert am 16. Dezember 2018 im Jenaer Volkshaus fand übrigens auf den Tag genau, und das war natürlich kein Zufall, am 100. Geburtstag des langjährigen früheren Orchesterleiters Hermann Reinsch statt.

Die finanzielle Lage des Vereins hatte sich durch konstant gute Konzerteinnahmen und den Verkauf von überflüssigem Instrumentarium (Akkordeons unter 120 Bässe und ohne Tonkammer- oder Cassotto-System noch aus DDR-Produktion) so gut entwickelt, dass es möglich wurde, ein preiswert angebotenes Akkordeon Hohner Morino + IV 120 zu erwerben. Dieses Instrument wurde vor allem für die Konzertmeisterin angeschafft. Insbesondere exponierte Soli konnten jetzt klanglich enorm aufgewertet werden. Schon beim ersten Auftritt im Jahr 2019 kam es zum Einsatz.

Das Konzert fand in der Kirche Herschdorf statt. Mit dabei war der Volkschor Schmölln, den die Spieler schon von den gemeinsamen Konzerten in Altenburg her kannten. Die Zuhörer erlebten ein Programm von erstaunlicher Vielfalt von Barock bis Rock. Zum besonderen Höhepunkt geriet ein Udo-Jürgens-Medley, das der Chor zur Orchesterbegleitung stimmgewaltig regelrecht zelebrierte. Die Chorleiterin Antje Herrmann hatte in der Vorbereitung ganze Arbeit geleistet.

Eine „Geistliche Abendmusik“ in der Kirche Göschwitz verdient noch der Erwähnung, lag die musikalische Leitung doch zum ersten Mal seit knapp 25 Jahren nicht in den Händen von Conrad Haase. Er hatte sich einer Knieoperation unterziehen müssen und legte das Dirigat in die bewährten Hände des Altenburger Orchesterchefs und Konzertmeisters Werner Osten. Besonders eine „Ungarische Suite“ von Bela Bartok beeindruckte das Publikum und zeugte wieder einmal vom hohen technischen und künstlerischen Vermögen des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA.

Seit dem Frühjahr war nebenbei auch immer schon am Programm für das 2020 anstehende Jubiläumskonzert gearbeitet worden. Dieses sollte den Zuhörern etwas Außergewöhnliches bieten. Das Akkordeonorchester wollte das gesamte Konzert ausschließlich mit Werken der Rock- und Popmusik bestreiten. Fünf Jahre zuvor hatte man sich an sechs Stücken ausprobiert, diesmal aber wurden 20 auch stilistisch völlig unterschiedliche Titel einstudiert. Das Motto des Konzertes war schon gefunden: „Rock und Pop von ABBA bis ZAPPA“.

Mit dem obligatorischen Adventskonzert im Stadtteilzentrum LISA und einem sehr angenehmen Auftritt zur Rentnerweihnachtsfeier in Jägersdorf wurde dann das äußerst arbeitsreiche aber auch sehr erfolgreiche Jahr abgeschlossen.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. waren in den Jahren 2010 bis 2019:

Andrea Erbsmehl, Franziska Fischer*, Liane Gaube*, Katja Güttich*, Heide Haase*, Janet Hofmann*, Annelies Jakisch, Hannelore Meerstein, Simone Möller*, Reinhilde Ommer*, Annegret Hohlbein*, Ulrike Thier*, Ingrid Trommer*, Renate Veit*

Dr. Reiner Baron, Arnd Beier*, Ferdinand Fischer, Florian Fischer, Frank Fischer*, Gisbert Göbel*, Conrad Haase*, Tobias Habisreuther*, Andreas Haupt*, Nelio Markert*, Manfred Möller, Hans-Jörg Raguschke*, Hermann Reinsch, Manfred Rothhardt*, Dr. Christopher Schneider*, Konrad Veit*, Manfred Weber

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Die 2020er Jahre - Zu neuen Ufern

Nach einem Jahrzehnt ungeahnter künstlerischer Erfolge des Orchesters war jedermann im Verein gespannt auf die nun folgende Entwicklung. Und die ersten Monate des neuen Jahres gaben auch Anlass dazu, an ein weiteres kontinuierliches Ansteigen der Qualität des Ensembles zu glauben.

Vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2020 fand die 10. Wochenendschulung im Landhotel Edelhof in Kolkwitz statt. Sie war in Vorbereitung auf das 65. Jubiläum des Orchesters im Februar organisiert worden und wurde wieder einmal gemeinsam mit dem 1. Altenburger Akkordeonorchester e.V. und Spielern des Erfurter Akkordeonorchesters Robert Flache e.V. durchgeführt. Das hatte natürlich seinen Grund, denn für das geplante Jubiläumskonzert war ein sehr spezielles Programm zusammengestellt worden.

Zur Aufführung sollten ausschließlich Titel aus der Rock- und Popmusik kommen. Also diesmal kein Programm, das dem Publikum die verschiedenen klanglichen und stilistischen Möglichkeiten des Akkordeons vorführt, wie schon so oft praktiziert, sondern eine auf moderne Rhythmen und Sounds abgerichtete Musikfolge, die die Zuhörer von den Sitzen reißen würde.

Um das entsprechende Tonvolumen für eine solche Art von Musik erreichen zu können, hatte man das Altenburger Orchester hinzuengagiert und sich der Unterstützung der treuen Spieler aus Erfurt versichert. Das garantierte eine Orchesterstärke von mindestens 45 Spielern. Zusätzlich waren vier Gäste verpflichtet worden, die für die in diesem Metier wichtige Rhythmusgruppe gebraucht wurden. Christian Cieplik an der Gitarre, Udo Hemmann am Bass, Sascha Mock an den Drums und Winfried Nitzsche an Pauken und Percussion sorgten für das musikalische Fundament, und schon die erste gemeinsame Probe machte allen klar, hier entsteht etwas Ungewöhnliches.

Die zwanzig zum größten Teil für die Spieler völlig neuen Musiknummern begannen in den zwei intensiven Gesamtproben in Kolkwitz ein regelrechtes Eigenleben zu entwickeln. Aller Schweiß und alle Mühe, die in die Vorbereitung der vor allem rhythmisch und stilistisch komplizierten Stücke investiert werden mussten, waren plötzlich vergessen. Alle, auch die professionellen Gäste, wurden von dem berauschenden Sound der Meisterwerke solch bekannter Größen wie Pink Floyd, Queen, Supertramp oder Toto schlicht überwältigt. Und natürlich fehlten auch die Beatles nicht.

Am 16. Februar 2020 schließlich fand der bemerkenswerte Auftritt im Jenaer Volkshaus statt. Umrahmt von einer wirkungsvollen Videopräsentation spielte das Orchester vor knapp 900 Zuhörern, zahlreiche Besucher mussten aus Platzgründen leider weggeschickt werden, das beste Konzert seines 65jährigen Bestehens. Das Publikum war schier aus dem Häuschen und entließ die Akteure erst nach mehreren Zugaben.

Die Wiederholung des Konzertes im April in Altenburg, die nach den gemeinsamen Proben in Kolkwitz spontan geplant und innerhalb nur einer einzigen Woche ausverkauft worden war, konnte allerdings nicht mehr stattfinden. Die sich ausbreitende Corona-Pandemie brachte auch in Thüringen das Kultur- und Konzertleben zum Erliegen. Am 09. März fand die letzte Probe des Orchesters in der gewohnten Form statt.

Unter strengen Hygieneauflagen konnte dann vom 31. August bis zum 26. Oktober noch einmal probiert werden. Die Auftritte für das restliche Jahr waren aber zu diesem Zeitpunkt schon vorausschauend abgesagt worden. Das geplante Weihnachtskonzert des Thüringer Landesakkordeonorchesters wurde einvernehmlich mit den Partnern aus Altenburg und Erfurt in das Jahr 2021 verschoben.


Mitglieder des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA waren in den 2020er Jahren:

Franziska Fischer*, Liane Gaube*, Katja Güttich*, Heide Haase*, Janet Hofmann*, Annegret Hohlbein*, Simone Möller*, Maria Schauerhammer*, Ulrike Thier*, Ingrid Trommer*, Renate Veit*, Reinhilde Ommer*

Arnd Beier*, Frank Fischer*, Gisbert Göbel*, Conrad Haase*, Tobias Habisreuther*, Andreas Haupt*, Nelio Markert*, Hans-Jörg Raguschke*, Manfred Rothhardt*, Dr. Christopher Schneider*, Konrad Veit*

Die Dirigenten des Orchesters

Gerhard Pröschild 1955 - 1958

Gerhard  Pröschild

Als Akkordeonlehrer der jungen Volksmusikschule Jena fasste Gerhard Pröschild 1952 eigene Schüler zum Ensemblespiel in einer Spielgruppe zusammen. 1955 wurde seinem Antrag zur Aufnahme des Ensembles als Akkordeonorchester in die Reihen der Kulturgruppen des VEB Carl Zeiss stattgegeben. Dadurch ermöglichte er auch interessierten Spielern aus den Stiftungsbetrieben und der ganzen Stadt Jena das Mitwirken in einem Orchester und die besondere Erfahrung des Ensemblespiels.

Das Repertoire, das er einstudierte, richtete sich an dem aus, was damals erreichbar war und beschränkte sich aus diesem Grund auf Volks- und Volkstanzmusik. Gerhard Pröschild verstand es, die Freude an der Musik und am Instrument Akkordeon glaubhaft weiterzuvermitteln. Dafür stehen vor allem die steigenden Mitgliederzahlen seines Ensembles.

Durch den Wechsel seiner Berufstätigkeit im Jahr 1958 musste er aus Zeitgründen die Leitung des Ensembles abgeben. Er bat den älteren Mitspieler Hermann Reinsch, einstweilen den Dirigentenstab zu übernehmen, und diese „Notlösung“ sollte sich in der Folgezeit als Glücksfall erweisen.


Hermann Reinsch 1958 - 1995

Hermann  Reinsch

Für Hermann Reinsch, Sprachlehrer im Schuldienst, war die Musik schon seit seiner Kindheit die große Liebe. Als eifriger Chorsänger mit dem Lesen mehrerer Notensysteme bestens vertraut, stürzte er sich in die neue Aufgabe. Was von Seiten der Werksleitung als Übergangslösung geplant war, stellte sich nach Jahren des Suchens nach einem auf musikalischem Gebiet ausgebildeten neuen Leiter als die endgültige Lösung dar.

Hermann Reinsch führte das Akkordeonorchester des VEB Carl Zeiss JENA in der Folgezeit und leitete unverzüglich eine Erweiterung des schmalen Repertoires ein. Dank enger verwandtschaftlicher Beziehungen nach der BRD und Westberlin konnte er auch auf Neuerscheinungen des westlichen Marktes zurückgreifen, und das ermöglichte die Einstudierung zahlreicher künstlerisch hochwertiger Literatur des Unterhaltungsgenres.

Dies erhöhte natürlich die Spielfreude der Orchestermitglieder, und sein erfolgreiches Bemühen um eine Erweiterung des Klangspektrums mit Schlagzeug, E-orgel und anderen Zusatzinstrumenten steigerte das Interesse für das Orchester zusätzlich.

Hermann Reinsch begründete 1964 die lange Reihe der Wochenendschulungen, die bestens geeignet waren, bekanntes Material künstlerisch zu vertiefen und neue Stücke an die Spieler heranzuführen. Geschah doch beides in angenehmer Atmosphäre und wurde durch geselliges Beisammensein genügend aufgelockert. In Zukunft wurden in Vorbereitung von künstlerischen Höhepunkten wie Konzerten oder Leistungsvergleichen Wochenendschulungen genutzt, um eine bestmögliche Aufführungsqualität zu erreichen.

Unter Hermann Reinschs Leitung nahm das Akkordeonorchester des VEB Carl Zeiss JENA insgesamt dreimal am Zentralen Leistungsvergleich gemischter Instrumentalgruppen in Klingenthal teil. Die Ergebnisse konnten sich hören lassen, und das Orchester wuchs zu einem in der Stadt Jena und darüber hinaus beachteten Klangkörper. Vor allem Hermann Reinschs steter Optimismus ermöglichte das erfolgreiche Überwinden so mancher Krise. Als Beispiel sei nur der erschreckende Spielerrückgang anfangs der 60er Jahre genannt. Hermann Reinsch ist es zu danken, dass die Talsohle durchschritten werden konnte.

Auch nach der Wende 1990 bewährte sich seine Führung. Auf sein Betreiben hin wurde 1993 ein Verein gegründet, der das Orchester auf eine neue Basis stellte.

Nach dem Jubiläumskonzert des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. 1995 legte Hermann Reinsch aus Altersgründen die künstlerische Leitung nieder, fungierte aber noch bis zum Jahr 2007 als Vorstandsvorsitzender.


Conrad Haase seit 1995

Conrad  Haase

Als der Vorstand des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA e.V. 1995 an Conrad Haase mit der Bitte herantrat, die künstlerische Leitung zu übernehmen, zögerte er nicht lange und sagte zu, spielte doch seine Frau schon seit vielen Jahren auch im Orchester. Mit Conrad Haase übernahm kein Fremder diese Funktion, die Spielgemeinschaft war ihm schon seit seiner Schulzeit bestens vertraut. Entdeckt hatte ihn Hermann Reinsch bei einem Vorspiel der Volkskunstschule Jena Mitte der 60er Jahre. Conrad Haase trug ein Xylophonsolo begleitet vom Klavier vor, und Hermann Reinsch war sofort davon überzeugt, dass diese Begleitung auch sein Orchester spielen könnte. Er verständigte sich mit Conrad Haase und es begann eine fruchtbringende Zusammenarbeit, eine gute Freundschaft war geboren. In den kommenden Jahren gab es kaum einen Auftritt mehr, an dem Conrad Haase nicht am Schlagzeug oder später an der E-Orgel mitgewirkt hätte.

Nach dem Abitur folgte ein Studium an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar, welches er als Diplomdirigent abschloss. Schon während seiner Studienzeit begann Conrad Haase für das Akkordeonorchester des VEB Carl Zeiss Jena zu arrangieren und auch nach seiner Ausbildungszeit hielt er stets die Verbindung aufrecht. Er leitete so manche Probe und auch Auftritte, wenn Hermann Reinsch verhindert war.

1995 übernahm Conrad Haase die künstlerische Leitung des Akkordeonorchesters ganz und brachte mit neuen Ideen und Stücken einen Qualitätsschub ins Orchester. Er war der Initiator für die Fortsetzung der guten Tradition der Wochenendschulungen und begann die erfolgreiche Serie der Jahreskonzerte. Ebenso geht die konsequente Veränderung des jährlichen Treffens der drei Thüringer Akkordeonorchester in ein regelmäßiges großes Gemeinschaftskonzert in allen drei Städten auf seine Initiative zurück.

Seit dem Jahr 2000 versuchte er erfolgreich, Barockmusik und andere klassische Musik in das Repertoire des Orchesters zu integrieren. Glanzpunkte waren dabei die Uraufführung des musikalischen Märchens „Peter und der Wolf“ in einer Fassung für Sprecher und Akkordeonorchester im Jubiläumskonzert 2000 und das 10. Gemeinschaftskonzert Thüringer Akkordeonorchester 2004, ein Weihnachtliches Konzert, in dem von den festlich barocken Werken bis zu den Weihnachtsliedern fast ausschließlich Bearbeitungen aus seiner Feder gespielt wurden. In neuerer Zeit waren es vor allem die Bearbeitungen von Claude Debussy’s „Deux Arabesques“, Isaac Albeniz‘ Suite „Espania“, Karl Jenkins‘ Concerto grosso „Palladio“, Siegfried Köhlers Weihnachtskantate „Tausend Sterne sind ein Dom“ und der „Ungarischen Suite“ mit Liedern und Tänzen von Bela Bartok, die erfolgreich vom Orchester uraufgeführt wurden.

Weiterhin galten seine Bestrebungen der Erweiterung des Repertoires in Richtung Bigbandmusik. Der zweite Teil des Konzertes zum 50. Jubiläum 2005 und der gemeinsame Auftritt der Thüringer Akkordeonorchester zu ihrem 20. Jubiläum 2014 in Senftenberg stellten dies eindrucksvoll unter Beweis.

Mit dem 10.Gemeinschaftskonzert Thüringer Akkordeonorchester 2004 begann Conrad Haase auch, das Orchester mit verschiedenen Chören zusammenzubringen und gemeinsame Auftritte zu organisieren. Das Begleiten von Sängern, eine neue Erfahrung für die Spieler, ist seitdem vor allem aus den Programmen zur Weihnachtszeit nicht mehr wegzudenken.

Desgleichen wurde durch sein stetes Bemühen um Neues und Interessantes das Begleiten von Instrumentalsolisten im Orchester nicht mehr nur als etwas Einmaliges gesehen, sondern als wichtiger Teil des ständigen Repertoires verstanden, was das musikalisch stilistische Empfinden jedes einzelnen Mitspielers fordert und damit fördert.

Seine jüngsten Bestrebungen gelten der Erarbeitung von stilechten Bearbeitungen von Meisterwerken aus dem Bereich der Rock- und Popmusik. Auf diesem Gebiet ist so manche nicht akzeptable Orchestereinrichtung im Umlauf. Besonders die vielen recht und schlecht zusammen geschriebenen Medleys mit Titeln vor allem bekannter Interpreten lassen in künstlerischer Hinsicht oft vieles zu wünschen übrig. Hier gelten Conrad Haases Bestrebungen, dem Original, also den Intentionen der Autoren, so nahe wie möglich zu kommen. Vor allem der sorglosen Vereinfachung in der Melodie- oder der Harmonieführung der Kompositionen wirkt er mit seinen Fassungen energisch entgegen. Und er versucht, möglichst alle Nebenstimmen auf den Orchesterklang zu übertragen. Orchester, die diesem Anspruch technisch und stilistisch nicht genügen können, sollten sich seiner Meinung nach einfachere Stücke aussuchen.

Mit seinem Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA e.V. und ebenso mit dem Landesakkordeon-orchester Thüringen hat er bei seiner Arbeit Klangkörper an der Seite, die seine strengen Klangvorstellungen verwirklichen können und vor allem auch wollen. Der große Erfolg des Konzertes anlässlich des 65. Jubiläums des Akkordeonorchesters Carl Zeiss JENA 2020 mit ausschließlich Werken, die diese vorgenannten Kriterien erfüllen, gibt ihm die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.



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