Akkordeonorchester Carl Zeiss JENA e.V

Fast wie ein komplettes Orchester

Thüringer Akkordeonspieler beweisen beim Weihnachtskonzert die Vielseitigkeit des Instruments
Fast wie ein komplettes Orchester
Volle Brüderkirche - das Thüringer Akkordeonorchester und der Schmöllner Volkschor beim Weihnachtskonzert Fotos: Mario Jahn
VON MANFRED HAINICH

ALTENBURG. Ausverkauft und ein begeistertes Publikum - dies war bei vielen Konzerten im Advent im Altenburger Land der Fall. Und. diese beiden Prädikate gelten auch für das Weihnachtskonzert des Altenburger Akkordeonorchesters in der Brüderkirche am Vorabend des vierten Advents. Es lief gleichzeitig mit dem zweiten Konzert des Altenburger Gemischten Chores in der Agneskirche, und dennoch brachten beide Veranstaltungen restlos gefüllte Kirchen.
Wie in den vergangenen Jahren schon formierten sich. das Altenburger und das Jenaer Akkordeonorchester mit Verstärkung aus Erfurt zum Thüringer Akkordeonorchester und kamen damit zu einer Orchesterstärke und zu einem Klangvolumen, die eher ungewöhnlich sind. Das aber machte den Reiz dieser Veranstaltung aus. Dieser wurde noch verstärkt, weil der Volkschor Schmölln, der von seiner Leiterin Antje Hermann sehr gut vorbereitet wurde, ebenfalls teilnahm.
Ungewöhnlich war auch das Programm, weil hier das musikalische Märchen "Peter und der Wolf" von Sergej Prokofjev wiedergegeben wurde. Das meist isoliert zu hörende Werk bekam durch das Akkordeonspiel auch eine neue Klangqualität. Es war aber keine Schwierigkeit, die einzelnen Tiere mit den ursprünqlichen Instrumenten Geige, Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn zu charakterisieren. Das Akkordeon vermag in seiner Vielseitigkeit musikalisch eben so gut wie alles. Und das Schlagwerk für die Gewehrschüsse der Jäger war sowieso vorhanden. Als Sprecher fungierte Mike Körner, der als solcher genauso gut war, wie er als Sänger ist. Das Publikum gab reichlich Beifall.
Diesen durfte auch Conrad Haase entgegennehmen, der Chef des Jenaer Orchesters. Er arrangierte nicht nur "Peter und der Wolf" für das Blasorchester, sondern auch die meisten Lieder des Programms und leitete auch den großen Klangkörper einschließlich des Chors.
Musikalisch interessant wie auch selten ist die Verbindung von Akkordeon und Violine. Conrad Haase wagte dieses Experiment und gewann dafür die Geigerin Claudia Klemm vom Philharmonischen Orchester Gera-Altenburg. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die Konzertmeister die Qualität für einen solistischen Einsatz . haben. Klemm spielte sowohl Vivaldis Violinkonzert Amoll sicher und klangschön als auch das Concertino im ungarischen Stil des Geigers und Komponisten Oskar Rieding mit technischer Raffinesse. Starker Beifall des Publikums war ihr Lohn.
Da das Akkordeon so gut wie alle Instnunente imitieren kann, glaubte man beim längeren Zuhören während dieses Konzerts ein Originalorchester zu hören. Das zeugte natürlich auch von der Qualität der Akkordeonspieler. Selbstverständlich gab es auch Weihnachtliches - eine gut dosierte Auswahl an klassischen und populären Liedern. Das reichte von der Weihnachtshymne "Tochter Zion" über das "Dulci jubilo" und den angezündeten Lichtern bis zu den süß klingenden Glocken, der Heiligen Nacht und dem kleinen TrommlerJungen. Alle Lieder wurden vom Schmöllner Volkschor mit Akkordeonbegleitung interpretiert. Das Ensemble sang klar und kräftig genug. Die gute Akustik der Kirche kam ihm außerdem entgegen, um eine gute Balance mit dem großen Orchester zu halten. Das ergab ein genussreiches Singen und Musizieren, und das Publikum reagierte mit begeistertem Beifall.
Die Akkordionisten hatten auch ihre reinen orchestralen Highlights mit dem amerikanischen Evergreen "Stop the Cavalry", der "Lustigen Schlittenfahrt" von Leroy Andersen und der bekannteren .Petersburqer Schlittenfahrt" sowie dem nun schon Kult gewordenen Walzer aus der zweiten Jazzsuite von Dimitri Schostakowitsch.
Höhepunkt und Abschluss des Programms war das herrliche "O, heil'ge Nacht" von Adolphe Adam. Es ist weltweit eines der bekanntesten Weihnachtslieder und in viele Sprachen übersetzt. Die berühmtesten Sänger und Chöre haben es mit meistens eigenen Versionen in ihren Programmen. Aber es ist nicht ganz einfach zu singen. Es verlangt eine stete Steigerung vom innigen Beginn bis zum opernhaften Finale. Um so erfreulicher ist, dass Orchester und Chor es in ihr Programm genommen hatten und es in überzeugender Interpretation darboten. Das Publikum honorierte es mit jubelndem Beifall, Bravorufen und Standing Ovatians. Als Belohnung wurde "O du fröhliehe ..." gemeinsam gesungen. Als der Beifall danach immer noch nicht enden wollte, gab es eine Wiederholung der "Petersburqer Schlittenfahrt" .

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